9. – 16. September 2020
Eigentlich wären wir jetzt ja in Kanada, aber der Einreisestopp hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht. Da wir nach dem Lockdown das Bedürfnis haben, mal rauszukommen, suchen wir nach einem möglichst sicheren Ziel, das leicht zu erreichen ist.
Italien hat die Coronakrise besonders stark getroffen. Auch wirtschaftlich liegt vieles am Boden. Die Bilder vom menschenleeren Venedig gehen um die Welt. Einerseits schlimm für alle, die von der Tourismusbranche abhängig sind, aber auch eine Chance, einmal eine Pause vom Massentourismus zu erleben – für die Natur, die Einwohner, aber auch nach der vorsichtigen Öffnung für Individualreisende wie uns.
Sollen wir es wagen? Neben der Aussicht Venedig mal ohne Tausende von Selfiestickträgern und Gruppen hinter Fähnchen und Schirmen zu sehen braucht das Land auch wieder Menschen, die die Wirtschaft ans Laufen bringen. Wir nehmen uns vor auch vor Ort möglichst auf einheimische Produkte und Veranstalter zu achten.
Es ist kein Problem kurzfristig einen Flug zu bekommen. Dabei haben wir statt auf Billigpreis mehr Wert auf Sicherheit gelegt. Eurowingsflug 814 von Köln nach Venedig, Sitzplatz mit erweitertem Beinabstand und freiem (kostenpflichtigen) Mittelsitz extra wird uns in etwas mehr als einer Stunde zum Flughafen Marco Polo bringen.
Wir nutzen den Vorabend-Check-In, um einer Schlange beim Kofferabgeben zu entgehen. Der Flughafen Köln gleicht am Abend um 18:30 Uhr einer Geisterstadt. Fast alle Parkplätze leer, zwei einsame Taxen vor dem Gebäude, alle Geschäfte und Lokale geschlossen bis auf den Rewe Supermarkt, in dem wir aber nur die Kassiererin sehen.
Wir gehen den Gang entlang, in dem nur unsere Schritte Geräusche erzeugen (das habe ich hier noch nie gehört). Der Eurowingsschalter ist der einzige, der besetzt ist. Eine Frau nimmt unser Gepäck an und händigt uns die Bordkarten für unsere 3 (!) Sitze aus. Innerhalb von 20 Minuten sitzen wir wieder im Auto. So schnell haben wir auch noch nie eingecheckt.
Am Morgen bringt uns unsere Schwiegertochter zum Flughafen. Wir brauchen erst eine Stunde vorher da zu sein. Jetzt, um 10 Uhr Morgens sind ein paar Leute mehr da, aber außer einem Zeitschriftenstand hat auch jetzt nichts geöffnet. Die meisten Sitzbereiche sind menschenleer.

Wir gehen direkt durch die Sicherheitskontrolle. Dort sind alle ungewohnt entspannt und freundlich – offenbar auch eine Folge des fehlenden Ansturms. Ich habe das Gefühl, die freuen sich alle, dass mal etwas zu tun ist. In der Abflugzone dann sind wenigstens ein paar Läden geöffnet, aber es ist viel Luft zwischen den Reisenden. Auch die Schlange beim Einsteigen finde ich nicht bedrohlich. Überall herrscht Maskenpflicht. Für heute haben wir uns zur Vorsicht FFP2 Masken besorgt (Achtung: es sind im Flugzeug nur die ohne Ventil erlaubt! Auch Visiere nur mit zusätzlicher Alltagsmaske.)
Wir sitzen in der ersten Reihe – da kommen wir wirklich keinem beim Einsteigen zu nahe. Es gibt jedoch unter den Passagieren einige, denen das Abstandsgebot egal ist. Die Crew tut ihr Bestes, hat aber bei ein paar Leuten wenig Chancen. Ich frage mich, was zum Teufel so schwer daran ist, anderen nicht auf den Pelz zu rücken. Das mochte ich schon vor Corona nicht. Als ob es schneller ginge, wenn man drängelt. Die Plätze sind doch nummeriert!
Der Flieger ist ausgebucht und wir sind froh, dass wir den Extraplatz mitgebucht haben. So können wir den Flug entspannt genießen.
Während des Fluges kann man etwas zu essen oder trinken kaufen und dabei auch kurz die Maske abnehmen.Sobald man aufsteht, muss sie aber wieder aufgesetzt werden.
Beim Aussteigen dasselbe Spiel. Alle sollen sitzen bleiben, bis die Leute davor raus sind – aber was passiert? Etliche haben Angst etwas zu verpassen und stehen schon mal vorsorglich dicht neben dem Nachbarn im Gang. Ich fasse es nicht. Wieder sind wir froh, in der ersten Reihe zu sitzen und nicht belagert zu werden. Wir werden mit dem Bus zum Terminal gefahren. Der wird jedoch nur etwa halb gefüllt. Ich finde das aber auch noch zu voll und bleibe mit dem Rücken zu den anderen am Fenster stehen. Im Flughafengebäude wird es dann wieder übersichtlicher und leerer. An den Bändern Kreise zur Wahrung des Abstands – was aber nichts bringt, wenn ein paar Idioten sich dazwischen stellen und sich, sobald sie den Koffer sehen, an allen anderen in der Reihe vorbei quetschen um ihn möglichst bald zu schnappen. Mein Gott, der Koffer kommt doch am Besitzer vorbei! Manche haben echt den Schuss nicht gehört (im Übrigen leider ausnahmslos Deutsche – die Italiener sind viel disziplinierter).

Mit dem Gepäck gehen wir durch die Sperre – Fiebermessen – alles ok – dann stehen wir (ohne Schlange!) am Ticketschalter für Vaporetto und Shuttlebus. Für 66 Euro pro Person kaufen wir ein Ticket, das für 7 Tage alle Vaporetti und den Shuttlebus vom und zum Flughafen beinhaltet. Das ist die preiswerteste Möglichkeit und besser als alle Onlineangebote, die wir vorher recherchiert hatten. Den Tipp hatten wir von jemandem aus der FB-Gruppe „Venedig-Freunde“. Vielen Dank dafür!
Die Dame hinter dem Schalter ist zwar freundlich, konnte aber nicht richtig rechnen. Deshalb hier mal die Regelung: Wenn man wie wir um 13 Uhr am Mittwoch das Ticket kauft, gilt es auch bis zum nächsten Mittwoch 13 Uhr (sie meinte bis Dienstag). Immer dann beginnen die 7 Tage , wenn man das erste Mal abstempelt. So ist es ja auch eigentlich überall in der Welt üblich. (Bis auf das Parkhaus in Leipzig, wo man von 16 Uhr abends bis 13 Uhr am nächsten Tag 2 Tagessätze bezahlen muss…)

Die Buslinie 5 fährt mindestens alle 20 Minuten direkt vor dem Ausgang ab. Unser Bus ist nicht mal ein Drittel gefüllt und alle Fenster sind offen. Strikte Maskenpflicht herrscht hier, wie auch auf allen Vaporetti. Da gibt es keine Diskussion. Eine freundliche Erinnerung gibt es, und wer sich dann beschwert oder nicht daran hält – raus! Wir haben auch nur einige wenige (Deutsche…) gesehen, die versucht haben zu diskutieren. Ich glaube, wenn man wie hier in Italien miterlebt hat, wie die Särge vom Militär gestapelt wurden, hat man eine andere Einstellung zu den Maßnahmen. Aus Respekt vor der Bevölkerung schon würde ich mich nicht dagegen auflehnen!
Nach etwa 30 Minuten ist der Bus an der Piazzale Roma. Hier müssen wir umsteigen in die Vaporetto-Linie 1, die den gesamten Canal Grande abfährt (Canal übrigens ohne „e“ am Ende, was man häufig falsch liest). 40 Minuten dauert die Fahrt bis San Marco. Die Fahrt ist schon wie eine Stadtrundfahrt, weil man an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei kommt und wir bekommen schon mal einen ersten Überblick. Das Boot ist gut gefüllt, aber wir bekommen noch einen Platz in Freien.
Unsere Zielstation (San Marco Vallaresso) liegt eigentlich laut Plan ganz in der Nähe unseres Hotels, aber wenn man sich nicht auskennt, kann man ganz schön in die Irre laufen in den schmalen Gassen und mit den vielen Wasserwegen. Wir gehen jedenfalls einen Riesenumweg mit den Koffern und sehen später, dass wir lediglich 200m nach links hätten gehen müssen, um vor dem Hotel Bauer Palazzo zu stehen.
Das Hotel ist ein 5-Sterne Haus, das aber zur jetzigen Zeit hohe Ermäßigungen anbietet, um die leeren Zimmer zu füllen, so dass wir sehr kurzfristig ein sehr schönes Zimmer im 5. Stock mit Aussicht auf den Canal Grande und den Campanile für fast den halben Preis beziehen können.
Das Hotel ist zwar schon etwas älter, aber super gepflegt und klinisch sauber. Das Marmorbad ist riesig und weiche Handtücher und Bademäntel liegen (eingeschweißt) auf einem Tischchen. In der momentanen Lage ist es allerdings nicht möglich, die Handtücher länger zu benutzen, wenn man den Zimmerservice zulässt. Jeden Morgen kommen neue, in Folie eingeschweißte Tücher. Ebenso werden die Betten immer neu bezogen, wenn man es nicht ausdrücklich anders möchte. Man kann allerdings den Zimmerservice abbestellen und selbst aufräumen und die Betten machen. Ich weiß aber nicht, ob man dann auch auf die beiden Wasserflaschen verzichtet, die jeden Abend gebracht werden.
Das Bett ist auch enorm groß und ich schaue morgens vom Bett in den Sonnenaufgang. Es hat allerdings einen Teppichboden, und ich habe als Allergiker damit meist Probleme. Aber hier ist es so sauber, dass selbst der Teppich staubfrei ist. Und vor dem Bett liegt noch ein Baumwolltuch zum drauftreten.
Blick vom Canal Grande Blick aus unserem Fenster bei Sonnenaufgang Blick aus dem Fenster bei Tag Rooftop-Bar Frühstücksterrasse
Nachdem wir etwas ausgepackt haben, machen wir einen ersten Spaziergang durch Venedig. Wir schlendern über den sehr leeren Markusplatz bis zur Rialtobrücke. Nirgendwo sehen wir größere Menschenansammlungen. Man kann auch so lange auf der Brücke verweilen, wie man möchte und die Aussicht genießen. Die vielen Souvenirstände mit zum Teil unglaublichem China-Kitsch haben zwar geöffnet, aber sie haben kaum Zulauf. Die meisten Urlauber hier sind Italiener, die diese Sachen nicht kaufen.
Die Terrasse der Pizzeria beim Hotel Rialto, direkt vor der Brücke, hat auch kaum Gäste und wir können uns einen Tisch aussuchen. Die Pizza hier ist sehr gut und mein Fisch auch. Wir hatten gelesen, dass in diesen Lokalen die typischen Touristenmenus in nicht so guter Qualität serviert würden und die Kellner unfreundlich wären. Das sieht momentan ganz anders aus. Da man jetzt um Gäste werben muss, strengt man sich in Punkto Service und Essensqualität wohl mehr an. Ich kann es aber auch verstehen, dass es für die Kellner einen Unterschied macht, eine Horde von Menschen zu bedienen, die Schlange stehen, um einen Platz zu ergattern, oder ein Paar oder eine Familie, die entspannt und mit viel Zeit dort sitzen.
Zurück nehmen wir wieder das Vaporetto. Auch jetzt am frühen Abend ist es auf der Piazza San Marco sehr leer. In den berühmten Cafés Florian, Quadri und Lavena spielt abwechselnd ein kleines Orchester klassische Musik wie immer, aber es sitzen nur wenige Gäste an den Tischen. Die Preise sind allerdings genau so gepfeffert wie vor Coronazeiten, weshalb wir lieber mit einem Eis über den Platz schlendern – ja, man darf das momentan. Man darf sich sogar kurz auf die Stufen setzen und die Abendstimmung genießen. Die Polizei schlendert entspannt auf und ab und scheucht keine Menschen weg (solange sie sich gesittet benehmen und kein Picknick veranstalten). Ein Paar tanzt sogar mitten auf dem Platz zu den Klängen der Musik. Es ist eine schöne Atmosphäre.
San Marco Basilica di San Marco Campanile Ponte di Rialto Pizzeria Rialto Vor der Rialtobrücke San Marco bei Nacht
Zurück im Hotel wollen wir nach diesen ersten schönen Eindrücken noch nicht schlafen gehen und trinken noch einen Bellini in der Rooftop-Bar unseres Hotels. (Settimo Cielo Lounge)

Am nächsten Morgen sind wir relativ früh wach. Die Morgensonne scheint rot in unser Bett und der Campanile lässt seine Glocken ertönen. Mit dem Zimmer haben wir wirklich Glück!
Nach einem ausgiebigen sehr guten Frühstück auf der Terrasse unseres Hotels wollen wir die Stadt weiter zu Fuß erkunden.

Wir gehen wieder über die Piazza San Marco und dann Richtung Canal Grande. Jetzt stehen wir vor dem Dogenpalast, dem „Palazzo Ducale“ und denken erst, er hätte geschlossen, weil kaum Leute davor stehen, aber man kann rein – und das ohne Wartezeit, jedoch mit Fiebermessen, Maske und Handdesinfektion. Ich staune wie wenige Besucher dort sind. Für Fotos natürlich ideal.
Blick vom Innenhof auf das Gefängnis
Früher war der Palast der Sitz der Staatsoberhäupter (Dogen) und der Justiz.
Wir bummeln mehr als eine Stunde durch die Räume und gehen durch das Gefängnis über die Seufzerbrücke (Ponte dei Sospiri) in den Gerichtssaal. Die berühmte Brücke verbindet den Dogenpalast mit dem Gefängnis, dem Prigioni Nuove über einen der vielen Kanäle hinweg. Die Verurteilten wurden früher über diese Brücke in ihre Arrestzellen gebracht und konnten durch das Steingitter der Brücke nochmal seufzend einen letzten Blick auf die Freiheit werfen (daher der Name).
Die Treppe am Ein-/Ausgang haben wahrscheinlich bisher die wenigsten Besucher mal so menschenleer gesehen.

Nach der langen Zeit und der Hitze (heute sind es 29 Grad und im Palazzo ist keine Klimaanlage) wollen wir erst einmal etwas trinken. Hinter dem Anleger San Zaccaria, wo sich die meisten Vaporetto-Linien treffen ist ein Restaurant, welches für mich den schönsten Standort hat, das Riviera Del Leon. Leider werden wir bald merken, dass es auch die schlechteste Küche von allen hat. Es ist gerade Mittagszeit und daher müssen wir uns „nur zum Trinken“ in die 2. Reihe setzen, obwohl wir fast die einzigen Gäste sind – und auch bleiben…
Aber die Aussicht auf den Canal, der hier schon Canal di San Marco heißt, ist wirklich toll. Man schaut auf die gegenüberliegenden Inseln: rechts Giudecca und genau gegenüber San Giorgio Maggiore mit ihrem imposanten Kirchturm.
Nachdem wir etwas abgekühlt sind, schlendern wir auf’s Geratewohl weiter durch die engen Gassen des Ortsteils Castello mit seinen kleinen Läden und Straßencafes. Ein paar Leute sitzen auf den Stühlen vor den Restaurants, aber voll ist es auch hier nicht. Wir finden einen kleinen Laden mit handgemachten venezianischen Masken. Die Inhaberin erzählt, dass sie große Probleme haben, da durch die Pandemie monatelang fast kein Verkauf möglich war und die Läger voll sind. Wir nehmen 2 Masken als Souvenir mit. Besser hier etwas kaufen als in den Souvenirkiosken von San Marco oder auf der Rialtobrücke.
Ich schaue in kleineren Läden nach einer Ledertasche. Fast alle Geschäfte in den Touristenhotspots haben dieselben Artikel und meistens sitzt eine Asiatin hinter der Kasse. Aber wenn man sucht, findet man sie noch, die Familienunternehmen, die etwas teurere, aber dafür in Italien gefertigte Sachen verkaufen.
Wir verlieren uns in dem Gassengewirr, in dem man ein schönes Fotomotiv nach dem anderen findet.
Am Campo Santi Giovanni e Paolo finden wir uns endlich wieder auf der Karte und Google Maps zurecht und schlagen den Weg Richtung Rialto ein.
Unser nächstes Ziel ist Cannaregio im Norden Venedigs. Über die Rialtobrücke gelangt man in den zunächst noch touristisch etwas belebten Teil mit Geschäften und Cafés. Neben dem Judenviertel sind die kleinen Gassen und netten Strassenrestaurants sehenswert, die gutes Essen in einer etwas niedrigeren Preisklasse anbieten.
Wir setzen uns vor eine kleine Gelateria, essen ein Eis und beobachten das Treiben auf der Straße. Hier ist etwas mehr los, aber längst nicht überfüllt.
Je weiter man nach Norden geht, desto leerer und ursprünglicher wird es. Wir folgen dem Canale di Cannaregio bis an den Canale delle Sacche, setzen uns an der Sack di San Girolamo auf eine Bank und schauen auf die Brücke, über die uns der Bus in die Stadt gebracht hat.
Cannaregio:

Von Abxbay – Eigenes Werk, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11211894
Wenn man nach rechts schaut kann man die Friedhofsinsel San Michele und in der Ferne Murano sehen. Vom Fondamente Nova aus fahren in regelmäßigen Abständen Vaporetti dorthin und zur noch etwas weiter entfernt liegenden Insel Burano.
Über die Ponte Moro Bridge gehen wir wieder Richtung Osten, weiter auf der Fondamente Carlo Coletti am Rio de San Girolamo entlang bis zum Fondamento Misericordia, wo wir das Lokal „Il Paradiso Perduto“ suchen. Leider sind hier die wenigen Plätze belegt und wir müssten eine Stunde warten. Da uns das zu lang ist, gehen wir zum nächsten Vaporettoanleger (S. Marcuola Casino) und fahren zurück zur Rialtobrücke. Diesmal gehen wir zum Abendessen ins Restaurant Saraceno am Ufer des Canal Grande. Eigentlich auch ein typisches Touristenlokal, aber in dieser besonderen Zeit in Ordnung. Man sitzt hier gut, es ist nicht voll und das Essen ist wider Erwarten sehr gut. Man bemüht sich auch hier sehr um die wenigen Gäste.
Heute Abend bewaffnen wir uns mit Stativ und Kamera um eine Fototour durch das nächtliche Venedig zu machen.
Am nächsten Morgen wollen wir die Basilica di San Marco, den Markusdom besichtigen. Leider hatte das Hochwasser (das jährliche Acqua Alta) im November letzten Jahres das Mauerwerk so beschädigt, dass der Dom geschlossen werden musste. Durch die Coronapandemie kamen die Renovierungsarbeiten dann zum Stocken. Wer den Dom jedoch sehen möchte, kann das nebenliegende Museum ( Museo Marciano) besuchen, von dessen Balustrade aus man einen Blick in das Innere des Kirchenraums werfen kann. Zum Museum gehört auch der Außenbereich mit den 4 Pferden, die eine Kopie der im Innern ausgestellten Quadriga aus vergoldeter Bronze sind. Außerdem hat man eine schöne Aussicht über den unten liegenden Markusplatz. Leider stehen -außer im Außenbereich- überall große Schilder : Keine Fotos, kein Film, kein Handy. Wir halten uns daran und ich wundere mich immer wieder, wieso so viele Aufnahmen aus dem Innern des Museums und Doms in den sozialen Netzwerken gepostet werden. Für Leute, die heimlich fotografieren wollen, ist der Mangel an Touristengruppen wohl ein Nachteil, denn die Ordner haben in den leeren Räumen jeden im Blick und greifen sofort ein, wenn jemand die Kamera hebt…
Am Nachmittag nehmen wir das Vaporetto nach Lido. Die 11 km lange Insel bildet mit noch 2 anderen eine Barriere zur offenen Adria. Hierher kann man auch mit der Autofähre von der Piazzale Roma mit dem eigenen Wagen fahren. Der Anleger der Vaporetti liegt am Anfang der Hauptstraße Viale Santa Maria Elisabetta mit vielen Geschäften und Restaurants.
Folgt man dieser bis zum Ende, gelangt man an den kilometerlangen Sandstrand mit seinen edlen Bädern. Man kann allerdings auch ohne zu bezahlen an einigen Stellen an den Strand. Da jedoch das Mieten eines der klassischen Badehäusern zur Zeit preiswerter angeboten wird und ab 14 Uhr zusätzlich nur noch die Hälfte kostet, leisten wir uns den Luxus für 49 Euro. Dafür bekommt man ein Häuschen zum Umkleiden mit Sonnendach, Tisch, Stühle und Liegen mit Auflagen und Betttuch und Handtuch (Des Bains Spiaggia). Von den unzähligen Hütten sind vielleicht 20 belegt, so dass wir auch keine direkten Nachbarn haben.
Wegen Corona-Abstands- Maßnahmen wird ohnehin nur jedes zweite vermietet.
Der Strand und das Wasser sind traumhaft und ohne Menschenmassen kann man herrlich entspannen. Zweimal gönnen wir uns in dieser Woche so einen halben Strandtag. Wenn man vorher einkauft, kann man vor dem eigenen Haus mit Blick auf’s Meer zu Abend essen. So relativiert sich der Preis wieder.
Des Bains Spiaggia (Google Maps) Des Bains Spiaggia
Bei unserem ersten Besuch essen wir am Abend in der Pizzeria Gran Viale auf der Hauptstraße. Das Essen ist gut. Hinter uns sitzt eine vornehm gekleidete Gruppe, wahrscheinlich Besucher oder Teilnehmer der gerade stattfindenden Biennale. Lediglich die Moskitos sind hier eine richtige Plage. Neben dem üblichen (Corona-)Desinfektionsspray steht hier noch ein Insect-Repellent auf jedem Tisch.

Auf dem Rückweg ist das Vaporetto sehr voll – zu voll! Von Abstand diesmal keine Spur. Und dann müssen wir auch noch umsteigen, weil der Motor defekt ist. Auch dabei ungewohntes heftiges Gedränge, um möglichst schnell ein anderes Boot (das auch schon voll ist) zu ergattern. Wir sind bemüht, uns möglichst am Rand der Menschenmenge zu bewegen und sind echt froh, als wir endlich wieder in San Marco landen.

Jetzt erst einmal noch einen Aperol Spritz in „unserem Stammcafe“, der „Gelateria Al Todaro dal 1948“ gegenüber dem Dogenpalast.

Beim Frühstück am nächsten Morgen merken wir, dass Wochenende ist. Die Terrasse ist merklich voller. Viele Italiener sind wohl zu einem Kurztrip gekommen. Auch in der Stadt sind deutlich mehr Leute. Aber immer noch kann man nicht von Menschenmassen reden. Überall kann man bequem gehen und auch die Schlange vor dem Glockenturm von San Marco, dem Campanile, ist nur unwesentlich länger. Nach 15 Minuten bringt der Aufzug uns und noch ein Paar nach oben. Mehr als 4 Personen dürfen nicht mit. Dementsprechend leer ist es oben. Wir genießen die Aussicht ohne Gedränge, Geschubse und Selfiesticks. Die Aussicht ist wirklich grandios. Man kann Venedig in allen Richtungen von oben sehen. Nach gefühlten 100 Fotos räumen wir den Platz für die nächsten 2, die dann hoch dürfen.
Am Nachmittag bleibt Zeit für einen Ausflug nach Murano. Dazu gehen wir nach einem kurzen Besuch des Rialto Markets durch die romantischen Gassen des Sestiere Castello und Cannaregio Richtung Fondamente Nova. Unterwegs gönnen wir uns noch einen Espresso im urigen Cafe Recondito (Campiello del Pestrin, Cannaregio). Neben uns sitzt eine Gruppe junger Leute, die einen Teller mit sehr lecker aussehenden Cicchetti bestellt haben. Diese venezianischen Tapas, bestehend aus belegten kleinen Brotscheiben, sind hier überall zu haben. Leider hatten wir bisher keine Gelegenheit zum Probieren. Auch heute sind wir vom Frühstück noch so satt, dass wir es beim Kaffee belassen.
Das Boot nach Murano ist auch in unserem Vaporettoticket enthalten und fährt etwa jede Stunde. Wir passieren erst die Isola di San Michele, die Friedhofsinsel, die wir mangels Zeit aber nicht besichtigen. Murano hat mehrere Anleger. Wir fahren bis zum letzten (Museo) und laufen dann durch die netten Gassen mit ihren unzähligen Glasgeschäften zurück bis zur Fabrik. Leider ist nur ein Showroom geöffnet. Der Verkäufer eines kleinen Ladens, in dem wir ein Souvenir erstehen, erzählt uns, dass die Glasbläser hier auf Murano sehr unter der Pandemie leiden und wegen der fehlenden Touristen nichts verkaufen. Einige hätten ihren Laden schon aufgeben müssen. Da die Läger voll sind, hat man die Fabriken vorübergehend geschlossen.
Der „Showroom“ besteht aus zwei Stationen, an denen je einer der Künstler demonstriert, wie die Glasfiguren entstehen. Den Eintritt von 3 Euro bekommt man beim Kauf eines Artikels angerechnet.
Da es Samstag ist, sind doch einige Leute da, was man vor allem daran sieht, dass die meisten schönen Tische in den Restaurants besetzt sind.
Rialto Market Cafe Recondito Cannaregio Glaskunst in Murano Murano
Zum Abendessen gehen wir heute in das Restaurant Riviera del Leon am Anleger Zaccaria, in dem wir schon öfter etwas getrunken haben. Eigentlich nur, weil wir einmal in der ersten Reihe sitzen wollen. Das hätten wir besser gelassen. In der Mikrowelle gewärmte Lasagne und Pizza, auf der der Käse nicht mal verlaufen ist (wahrscheinlich auch aufgewärmt) zu einem unverschämt hohen Preis – das bestätigt das, was man uns über Touristenlokale vorher erzählt hatte. Dieses hier ist aber das Einzige dieser Art. Sorry, liebe Besitzer, aber ihr habt den Anschluss verpasst. Während die Restaurants an der Rialtobrücke – eventuell auch wegen der vielen Konkurrenz dort – sich der neuen Situation angepasst haben und mit Qualität und freundlichem Service punkten, meint ihr, euere Monopollage würde ausreichen. Ich habe das Lokal in der ganzen Woche immer mindestens zur Hälfte leer gesehen, manchmal war überhaupt niemand da. Warum wohl?
Am Sonntag nehmen wir uns vor, die anderen Museen zu besuchen, die im Ticket für den Dogenpalast inbegriffen waren:
Das Museo Correr, das National Archaeological Museum und die Biblioteca Marciana, die alle in den Gebäuden um den Markusplatz untergebracht sind und eine Einheit bilden. Der Eingang ist auf der Schmalseite gegenüber vom Dom.
Die Anstehschlange ist übersichtlich und 5 Minuten nach Öffnung sind wir drin. Auch hier wieder die Prozedur Fiebermessen, Desinfizieren, Maske auf, vorgegebener Rundweg.
Wir bummeln durch die leeren Ausstellungsräume, die aus ehemals privatem Besitz stammen. Teodoro Correr (1750-1830) hat hier seine wertvolle Sammlung von Büchern, Manuskripten, Gemälden und kunstgewerblichen Altertümern der Stadt vermacht. Sie dokumentiert mit ihren Exponaten die Geschichte und Kultur Venedigs. Später wurde sie noch durch weitere Hinterlassenschaften ergänzt (Emmanuele Antonio Cicogna, Maria Gradenigo und Michele Wcovich Lazzari).
Die zweite Abteilung, das Museo Archeologico Nazionale, 1523 von Kardinal Domenico Grimani gegründet, zeigt römische Skulpturen, Keramiken, Münzen und Steine aus der Zeit vor Christus, allerdings dicht gedrängt in recht ungeordneter Form ohne roten Faden. Hier findet man viele wichtige Figuren der römischen Geschichte, die mich an den Lateinunterricht meiner Schulzeit erinnern.
Am besten gefallen hat uns der Saal der Biblioteca Marciana, der größten Nationalbibliothek Italiens, mit seiner von Tizian gestalteten Decke und Gemälden von Veronese und Tintoretto. Hier werden auch viele Handschriften aufbewahrt, unter anderem von Marco Polo.
Aus den Fenstern der Museen hat man stets einen guten Ausblick auf den Markusplatz.
Wenn man auf dem vorgeschriebenen Rundweg jetzt weiter geht, gelangt man wieder auf die andere Seite der eben durchlaufenen Museen und betritt am Ende die Räume, in denen die österreichischen Kaiser während ihres Venedig-Aufenthaltes wohnten und in denen auch Kaiser Franz Josef mit seiner Frau Sisi öfter übernachtete. Deren Zimmer gehen zur anderen Seite hinaus und öffnen den Blick auf einen Garten und den Canal Grande . Ganz am Schluss dann der Speisesaal und der prunkvolle Ballsaal.
Museo Archeologico Nazionale Biblioteca Marciana Biblioteca Marciana Aussicht vom Museum Kaiserzimmer Sisi Ballsaal Biblioteca Marciana
Den Nachmittag wollen wir in Burano verbringen, einer malerischen Insel, die bekannt ist für ihre bunten Häuser, ihre romanischen Restaurants und handgefertigte Textilien, wie Erzeugnisse aus Spitze und Leinen.
Auch hierhin fährt eines der Vaporetti. Diesmal gehen wir aber nicht mehr zur Fondamente Nova, sondern nehmen ein Boot der Linie 14 ab San Marco Zaccaria. In etwa einer Stunde bringt es uns über Lido und Punta Sabbioni nach Burano. Heute am Sonntag sind viele Ausflügler unterwegs, die mit ihren Fahrrädern in Punta Sabbioni aussteigen. Es liegt auf einer Halbinsel auf dem Festland. Von hier kommt man zum Urlaubsgebiet Lido di Jesolo und Cavallino.
Burano gefällt uns wirklich sehr, und wer noch keine Souvenirs hat, der könnte hier (bei ausreichendem Budget) leicht fündig werden. Ich kann nicht widerstehen und kaufe ein handgenähtes Jeanskleid. Leider ist es aber auch hier wegen der Wochenendbesucher voll. Zwar kann man sich im Ort gut bewegen, es gibt kein Gedränge, aber alle Restaurants sind gut gefüllt.
In der einfachen Snackbar und Pizzeria „Devil“ bekommen wir noch einen Platz im Schatten im Freien. (Str. di Corte Comare, 25).
Es ist sehr heiß heute und auch hier sind viele Stechfliegen (sehr klein und schwarz) unterwegs, die mich plagen.
Da hier so viele Leute sind, wollen wir es nicht riskieren, das letzte Boot zurück zu nehmen und fahren mit dem vorletzten um 16.30 Uhr. Aber auch das ist so voll, dass wir Mühe haben, einen zumindest geringen Abstand zu anderen zu haben. Wir steigen ziemlich als erste ein und stellen uns direkt draußen an die Brüstung. Es ist zwar nicht unbedingt eine bequeme Fahrt, so im Stehen eine Stunde zu verbringen, aber wenigstens ist hier wohl die Ansteckungsgefahr nicht so hoch wie mitten im Getümmel.
Nachdem wir unsere Einkäufe ins Hotel gebracht haben, wollen wir nochmal in die Pizzeria des Hotels Rialto zum Abendessen. Jetzt sind die meisten Tagesgäste weg, und wir bekommen einen schönen Tisch mit Aussicht auf die Brücke und ein wirklich gutes Essen.
Nach dem trubeligen Wochenende ist das Hotel am Montagmorgen sehr leer. Nur wenige Tische sind beim Frühstück besetzt und statt Buffet gibt es Bedienung am Tisch – was uns nur lieb ist.
Heute wollen wir endlich einmal mit der Gondel fahren. Ja, ich weiß: Standard-Touristenprogramm. Aber in Venedig zu sein und nicht in einer Gondel gesessen zu haben? Wir nehmen gleich eine von denen, die wir schon die ganze Woche vor unserem Hotel schaukeln gesehen haben. Viel Andrang ist bei keinem Gondoliere, sie freuen sich über jeden Gast. Es ist zwar teuer, aber zur Zeit muss man wohl keine Angst haben, noch zusätzlich abgezockt zu werden, wie man in vielen Bewertungsforen lesen kann. Wir zahlen am Anfang die 80 Euro und werden eine gute halbe Stunde durch die schmalen Gassen gefahren. Der Gondoliere erzählt uns, was man auf dem Weg sieht – zum Beispiel ein Haus, in dem Mozart gewohnt hat und ein romantisch liegendes Restaurant (Raffaele). Leider singen die Gondolieri nicht mehr, aber als wir hinter dem Bühneneingang des Theaters La Fenice vorbeifahren, hören wir einen der Opernsänger im Probenraum eine Arie trällern. Da stellt sich doch gleich das richtige Gondelfeeling ein. Seit Juli darf nach der Corona-Zwangspause wieder vor Publikum gespielt werden. Allerdings nur vor 300 statt vor 1000 Zuschauern. Besser als nichts. Wir haben leider versäumt nach Aufführungen zu schauen. Und ich habe auch nachträglich erst mitbekommen, dass man doch eine geführte Tour hätte buchen können. Schade, vielleicht beim nächsten Mal.
Ristorante Raffaele La Fenice von hinten Hotel Bauer
Wir bummeln noch etwas durch San Marco zum Campo Santo Stefane, trinken dort in einem der Cafés einen Espresso – eines unserer Lieblingsbeschäftigungen: im Straßencafé sitzen, Espresso oder Aperol trinken (je nach Tageszeit) und zu beobachten, was so passiert.
Auf dem Weg zum Hotel stoßen wir zufällig in der Calle della Spezier auf eine Galerie of Modern Art mit sehr interessanten Exponaten. Besonders die lebensechten Personenbilder von der Künstlerin Corole Feuerman und die 3D Bilder von Patrick Hughes, die sich je nach Standort verändern beeindrucken uns besonders.
Wir besichtigen das Theater La Fenice wenigstens von außen, bevor wir im Hotel nochmal unsere Schwimmsachen holen, um angesichts der Hitze noch einen zweiten Nachmittag am Lido zu verbringen.
Am Dienstag ist der letzte Tag und wir überlegen, was wir noch nicht gesehen haben.
Das historische Venedig ist in 6 verschiedene Stadtviertel eingeteilt, den Sestiere (siehe Karte), dazu kommen die vorgelagerten Inseln Lido und Pellestrina. Auf dem Festland liegen noch zugehörige Teile, wie Mestre und im Norden und Osten noch zahlreiche Inseln, von denen die bekanntesten Burano und Murano sind.
Cannaregio
Castello
Dorsoduro (mit Giudecca)
San Marco (mit San Giorgio Maggiore)
San Polo
Santa Croce

Karten-Quelle: Gemeinfreie Karten https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Sestieri_di_Venezia.svg?uselang=deGiovanni Fasano / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)
Giovanni Fasano / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)
Um alle Teile Venedigs zu erkunden, braucht man sicher mehr als eine Woche. Von den Sestiere ist jedoch sicher noch Dorsoduro interessant, das Universitätsviertel, mit vielen Restaurants und Geschäften mit vorwiegend jungem Publikum. Uns interessiert vor allem die an der Spitze gelegene Kirche Santa Maria della Salute (Basilika der Heiligen Maria der Gesundheit), die wir jeden Morgen beim Frühstück vor Augen haben.
Sie wurde im barocken Stil im 17. Jahrhundert aufgrund einer Pestepidemie erbaut, als Dank an Maria, die sie von der Pest befreit habe. Viele Mariensymbole schmücken die Kirche.
Jedes Jahr am 21. November wird eine Pontonbrücke über den Canal Grande zur La Salute gelegt. Die Portale der Basilika werden geöffnet, und die Venezianer können zu Fuß den Kanal überqueren, um Maria zu danken.
Wir stehen unter der mächtigen Kuppel im Innern und ich denke daran, dass Italien auch gerade wieder besonders stark von der Pandemie getroffen wurde. Damals gab es viel weniger medizinische Möglichkeiten, den Tod vieler Menschen zu verhindern. Vielleicht ist es dieser Respekt der Italiener, der sie veranlasst, sich so viel disziplinierter zu verhalten, als wir das in Deutschland erfahren haben. Auch wenn die Vaporetti oft erschreckend voll sind, alle stehen mit Maske relativ ruhig auf dem Boot und befolgen die Anweisungen.
Vor der Basilika findet man das alte Zollamt, die Punta della Dogana, auch Dogana da Mar, heute ein Kunstmuseum, dessen dreieckige Form an der Spitze des Treffpunktes von Canal Grande und Guidecca-Kanal einem Schiffsbug nachempfunden ist. Auf seinem Turm steht eine schon von weitem sichtbare Skulptur: die sich im Wind drehende Göttin Fortuna, die auf einer vergoldeten Erdkugel steht, gehalten von zwei Atlas Figuren.
Eigentlich wollten wir in Dorsoduro noch das Peggy Guggenheim-Museum besuchen, müssen aber enttäuscht feststellen, dass es Dienstags geschlossen hat. So schlendern wir weiter, über die Brücke am Anleger Academia durch die Einkaufsgassen nochmal zur Rialtobrücke. Unterwegs kaufen wir die letzten Souvenirs.
Eine Attraktion in der Nähe der Brücke fehlt uns noch: die Terrasse des Fondaco dei Tedeschi, ehemals eine Niederlassung deutscher Händler. Jetzt ist es ein Edelkaufhaus mit allen bekannten Marken und einer sehenswerten Innenarchitektur. Das Beste ist aber die kostenfrei zugängliche Dach-Terrasse, die einen atemberaubenden Ausblick über die Rialtobrücke, den Canal Grande und die Dächer Venedigs bietet. Jetzt in Coronazeiten muss man auf der Website ein Zeitfenster von 15 Minuten reservieren, damit man die Anzahl der Besucher regulieren kann. Das hat natürlich den Vorteil – wie bei allen Sehenswürdigkeiten -, dass dort oben kein Gedränge ist und man in Ruhe seine Fotos machen kann.
Am Eingang des Kaufhauses ist ebenfalls eine Fiebermessung, Händedesinfektion, die obligatorische Maske und im Innern ein gekennzeichneter Rundweg. In einem Kaufhaus ist das zwar etwas störend, da man nicht mal eben wieder zurückgehen kann, um etwas zu vergleichen, aber dann geht man eben noch eine Runde. Der Blick von den einzelnen Etagen nach unten und die Präsentation der Waren ist wirklich sehenswert. Und man könnte sogar auch Dinge erstehen, die in ein kleineres Budget passen, wie zum Beispiel Schokolade, Parfüm oder Swatch Uhren.
Den Ausblick von der Terrasse muss man erlebt haben. Nicht ganz so hoch wie der Campanile, aber auch beeindruckend. Die 15 Minuten sind jedoch schnell um. Ein Ordner schickt alle Besucher raus und in der Vorhalle wartet schon die nächste Gruppe.
Da wir schon einmal hier sind, beschließen wir, uns hier ein Restaurant zum Abendessen zu suchen. Ich habe mir zwar einige Empfehlungen aufgeschrieben, aber mit diesen Lokalen haben wir persönlich das Problem, dass sie oft erst um 19.30 Uhr öffnen. Das ist uns zu spät für ein opulentes Dinner. Die eher touristischen öffnen eher. Da jetzt hier aber, wie schon öfter erwähnt, immer noch kein Andrang ist, und die Kellner um Gäste bemüht sind, versuchen wir im Restaurant Canal Grande mit Blick auf die Rialtobrücke unser Glück (Riva del Vin). Der Tisch ist schon mal nicht mehr zu übertreffen – direkt am Wasser. Vor uns schaukeln die Gondeln. Ich möchte Fisch essen und der Kellner bringt mir die Auswahl roher Fische an den Tisch, damit ich mir einen aussuchen kann. Ich wähle einen „Sea Bass“ (Wolfsbarsch). Es schmeckt ausgezeichnet, wird sehr ansprechend serviert und hat nichts von dem, was man für gewöhnlich von den „Touristenlokalen“ liest. Ob das nach Coronazeiten so bleiben wird, bleibt abzuwarten.
Heute, am letzten Tag, lassen wir den Abend noch einmal mit einem Cocktail in der Bar Canale neben dem Restaurant De Pisis (auf unserer unteren Hotelterrasse, wo auch das Frühstück serviert wird) ausklingen. Die Preise sind hier etwas günstiger und die Aussicht auch sehr schön (oben in der Rooftop Bar Settimo Cielo Lounge kann man nur über die Dächer Venedigs schauen, wenn man aus den bequemen Sesseln aufsteht und über die umlaufende Mauer schaut).
Bar Canale im Bauer Palazzo
Die Fahrt zum Flughafen am nächsten Morgen geht schneller als gedacht. Um halb 10 machen wir uns auf den Weg. Diesmal kennen wir den direkten Weg zum Anleger San Marco Vallaresso. Wir brauchen nicht lange auf das Vaporetto der Linie 1 warten, und nach 40 Minuten stehen wir wieder auf der Piazzale Roma. Sind wir hier nicht gerade erst angekommen? Viel zu schnell waren die 7 Tage vorbei. Und wir habe es wirklich sehr genossen. Auch das Wetter hätte besser nicht sein können.
Der Bus der Linie 5 kommt fast unmittelbar und braucht noch einmal etwa 20 Minuten bis zum Flughafen Marco Polo. Hier ist immer noch nicht sehr viel los. Eine kleine Schlange mit viel Abstand vor dem Eingang, Fiebermessen und Corona- Selbstauskunft ausfüllen, und dann müssen wir doch tatsächlich noch eine halbe Stunde warten, bis der Gepäckschalter aufmacht. Leider ist der gesamte Foodcourt geschlossen und nur ein kleines Café bietet ein paar Tische an, die aber alle besetzt sind. Das Angebot an Möglichkeiten zum Sitzen und Essen/Trinken ist selbst für die geringe Anzahl von Passagieren wirklich zu wenig. Als der Flieger nach Düsseldorf aufgerufen wird, kommt Bewegung in die Wartenden. Wir ergattern doch noch einen kleinen Tisch, und können noch einen Kaffee trinken.
Das Boarden erfolgt zum Glück diesmal über eine Brücke und erspart uns den engen Bus. Da wir als erste einsteigen und wieder in der ersten Reihe (mit freiem Mittelplatz) sitzen, kommen wir auch den anderen Passagieren, von denen einige keinen Abstand halten, nicht zu nahe. Wieder mal bin ich froh, diese besonderen Plätze gebucht zu haben, auch wenn es etwas teurer war.