Unsere erste Islandreise war die klassische Rundreise: Goldener Circle und dann einmal um die Insel mit ein paar Abstechern ins Inland (siehe Blogbeitrag „Island – Land der Gletscher und Vulkane“). Für die abgelegenen Westfjorde blieb keine Zeit mehr.
Diese Jahr soll es nach Grönland gehen. Da Island quasi auf dem Weg liegt (die Flüge nach Grönland gehen immer über Reykjavik) wollen wir die Westfjorde dieses Jahr nachholen. Ich habe viel gelesen und festgestellt, dass die meisten 1-3 Tage für dieses Ziel veranschlagen. Bei der ersten Reise fühlten wir uns schon etwas gehetzt. Wir lieben es, auch mal einen Tag einfach nur die Seele baumeln zu lassen und die Landschaft zu genießen statt die Hotspots abzuarbeiten. Deshalb haben wir 10 Tage vorgesehen mit sehr kurzen Tagesetappen. Danach geht es mit einer geführten Reise (Wikinger Reise „Ostgrönland: Das Leben der Inuit zwischen Polarmeer und Inlandeis“) weiter nach Tasiilaq an der Ostküste Grönlands, wo wir im Haus von Robert Peroni wohnen, der bekannt ist durch seine Durchquerung des grönländischen Inlandeises. Er führt jetzt das „Red House“ in Tasiilaq, wo er nur Einheimische beschäftigt und das neben einer Unterkunft für Reisende auch Begegnungsstätte der Einwohner ist. Er will dadurch den Touristen die Kultur der Inuit nahebringen. (siehe Blogbeitrag „Grönlands Ostküste“)
Unser Plan:
Flug von Frankfurt nach Reykjavik
Nach einer Übernachtung in der Nähe des Flughafens Keflavik und der Übernahme unseres SUV geht es Richtung Norden nach Stykkishòlmur auf der Halbinsel Snaefellsnes
Am nächsten Tag wird uns die Fähre (Ferry Baldur) über den Meeresarm zu den Westfjorden bringen. Die erste gebuchte Unterkunft nennt sich Hagi und liegt nicht weit weg vom Anleger der Fähre.
Unser nächstes Ziel ist Látrabjarg ganz an der Westspitze. Unterkommen werden wir in Hnjotur, ein paar Kilometer davor.
Weiter geht es am nächsten Tag mit einer Zwischenübernachtung in die Hauptstadt der Westfjorde Isafjördur, wo wir 2 Tage verbringen werden.
Dann geht es wieder zurück an der Ostküste entlang Richtung Snaefellsnes mit 3 Zwischenübernachtungen
Letztes Ziel, bevor wir wieder Reykjavik erreichen ist die Ravencliff Lodge hinter Búdardalur.
In Reykjavik beginnt dann das Programm von Wikinger Reisen, nach Aussage der Reiseleitung im Fosshotel Raudara, das wir von unserem letzten Islandaufenthalt schon kennen, bevor wir weiter nach Grönland fliegen. Unser Ziel dort ist das „Rote Haus“ in Tasiilaq an der Ostküste Grönlands im Distrikt Ammassalik.
Mittwoch, 31.7.2019 – Reisebeginn
Nach der langen Vorbereitung geht es jetzt los. Der Flug mit Lufthansa ist leider spät abends und auch nicht wirklich komfortabel- vor uns hängt der Vorhang, der die Business Class von uns abtrennt und es gibt nicht irgendein Bordprogramm, nicht mal Musik. Zum Glück habe ich genug zu lesen und etwas über 3 Stunden sind ja nicht allzu lange.
Am Flughafen Keflavík um 23:50 Uhr Ortszeit (bei uns sind es 2 Stunden später) sind unsere Koffer schnell da und die Mietwagenübernahme ist problemlos. Wir bekommen ein kostenloses Upgrade auf ein besseres Auto, was uns nochmal freut. Nur das Geld abheben ist ärgerlich, da ich zwar eine Kreditkarte habe, bei der das kostenlos ist, aber die isländische Bank sahnt eine üppige Gebühr ab! Mal sehen, ob das überall so ist oder nur hier am Flughafen.
Mit Google Maps, wo ich zu Hause schon alle Ziele eingespeichert habe, finden wir schnell unser 8km entferntes Quartier, das Bergás Guesthouse. Es liegt zwar nicht optimal – mitten im Industriegebiet, ist aber sauber und komfortabel. Für die erste Nacht ideal. Der Checkin geht schnell. Im Foyer liegt ein Umschlag mit unserem Namen und Zimmerschlüssel. Das Frühstück am nächsten Morgen ist ok, aber mit 12€ schon etwas überteuert. Aber hier ist alles teuer! Für die Nacht zahlen wir 128 € und extra 2 mal 12 € fürs Frühstück.
Donnerstag, 1.8.2010 – Snaefellsnes
Kurz nach 9 Uhr machen wir uns bei bestem Wetter (Sonne und 16 Grad) auf den Weg nach Snaefellsnes, der Halbinsel im Norden, von der man sagt, sie sei „Ganz Island im Kleinen“. Kurzer Stopp in Borganes, um im Supermarkt einzukaufen und um 13 Uhr sind wir an der Raudfeldargjá, einer Schlucht, in die sich ein kleiner Wasserfall hinabstürzt. Wir waren mit der Reisegruppe vor 3 Jahren schon mal da, was uns aber zu hektisch war. Deshalb erklimmen wir heute nochmal den kurzen Anstieg zum Fuß der Falles. Leider sind heute auch wieder viele Leute da – vor Allem Selfiejäger – aber jetzt drängt uns keiner und wir können auf den geeigneten Fotomoment warten.

Der nächste Stopp, nur ein paar Kilometer weiter, ist Anarstapi, was wir als einen romantischen ruhigen Ort in Erinnerung haben. Wir wundern uns, als wir die vielen neuen Ferienhäuser, Essbuden, ein Buffetrestaurant und die vielen Leute sehen. Unser damaliges Restaurant „Arnarbaer“ liegt fast einsam und leer daneben – obwohl auch sie modernisiert haben. Wir trinken aber aus Nostalgie dort unseren Kaffee (auch hier 500 Kronen – um die 4€ – für einen Pappbecher mit Cappuccino) und fahre weiter.

Es geht erst die F570 am Snaefellsjökull, dem spektakulären Gletscher, vorbei über eine Schotterpiste, auf der wir streckenweise ganz allein unterwegs sind. Traumhaft schön!

Bei Olafsvik treffen wir dann wieder auf die 54 – und die (zum Glück wenigen) Reisebusse. Wir bewundern den markanten Berg Kirkjufell, der malerisch von der Sonne bestrahlt wird und passieren das hübsche Hafenstädtchen Grundarfjördur. Kurz darauf sehen wir das Schild zum Haimuseum (wo es den berüchtigten Gammelhai noch gibt), finden dann aber nicht den richtigen Abzweig und landen in unserem Zielort für heute: Stykkisholmur.

Das Akkeri Guesthaus liegt mitten im Ort mit vielen Parkplätzen vor der Tür. Auch hier finden wir wieder einen Umschlag mit Schlüssel vor. Die Zimmer sind putzig klein. Wir können kaum unsere Koffer unterbringen, aber es ist sauber, mit ordentlicher Dusche und Bett und zentral. Für eine Nacht vollkommen in Ordnung. 160 € incl. Frühstück sind hier fällig für die Nacht.
Zwei Restaurants finden wir in Hafennähe. Das eine ist ausgebucht, also gehen wir in das, was wir schon vom letzten Urlaub kennen (Narfeyrarstofa) und essen vorzügliche Lammburge. Auch Essen ist teuer. Wir bezahlen mit 1 Wein und Bier um die 10000 Kronen ( etwa 80 €).
Da es lange hell ist, machen wir noch einen Spaziergang um den Hafen und steigen die Stufen zum Leuchtturm Súgandisey hoch. Hier vom höchsten Punkt hat man einen schönen Ausblick auf die Umgebung. Hier weht jetzt ein kalter Wind. Wir gehen zurück zum Guesthouse, wo unten heißes Wasser bereit steht, um einen Tee zu aufzubrühen.


Inzwischen ist es halb 11, aber immer noch taghell. Man merkt gar nicht, dass es schon so spät ist.
Freitag, 2.8.2019
Gammelhai und Fähre Baldur
Wir werden recht früh wach und genießen in Ruhe das ausgezeichnete Frühstück. Die Vermieterin versorgt uns noch mit Karten und Tipps und beschreibt uns den Weg zum Shark-Museum nochmal genauer. Wir machen uns nach dem Auschecken erneut auf die Suche, da unsere Fähre erst am Nachmittag geht. Diesmal finden wir es.
Es ist der Hof Bjarnarhöfn, der nicht nur das Museum führt, sondern auch die alte Tradition der Haifermentierung ausführt. Sie bekommen die Grönlandhaie, die bis 7m groß werden und mehrere 100 Jahre alt werden können, angeliefert – oft als Beifang von Fischern, schneiden sie in Stücke und fermentieren sie erst mal 6 Wochen, weil sie sonst für den Menschen giftig sind. Durch das Fermentieren wird Ammoniak frei, wodurch er unangenehm zu riechen beginnt. Deshalb wird er oft auch verächtlich „Gammelhai“ genannt.
Danach wird er zum Trocknen unter ein Holzdach im Freien aufgehängt. Dort bleibt er drei Monate, ehe er zum Verzehr freigegeben wird. Er riecht jetzt zwar nicht mehr so streng, aber es reicht noch, um den Geruch für ein paar Stunden nicht mehr loszuwerden. Aussehen tut er in etwa wie ein Stück fetter Speck. Wir sind ganz mutig und probieren ein kleines Stück. Erstaunlicherweise ist es nicht so schlimm, wie wir befürchtet haben, aber unser Lieblingssnack wird das sicher nicht.



Weil es erst 11 Uhr ist, fahren wir noch die 20 km nach Grundarfjördur, aber hier ist heute morgen der Hund begraben… Ort und Hafen liegen wie ausgestorben da. Dazu der wolkenverhangene Himmel – etwas trostlos nach dem Supertag gestern.
Zurück in Stykkisholmur machen wir ein paar Einkäufe, weil wir für heute Abend ein kleines Haus gemietet haben, in dessen Umgebung es keine Restaurants und Geschäfte gibt.
Noch eine Portion ausgezeichneten „Fish and Chips“ am Hafen, ein Kaffee und ein Spaziergang, bei dem sich zögerlich die Sonne sehen lässt, dann können wir auf die Fähre. Beim Borden darf nur der Fahrer im Auto bleiben. Peter sagt hinterher, dass auch keiner sonst mehr Platz gehabt hätte, weil die Autos so dicht stehen. Ich laufe auf die Fähre und besetze schon mal zwei gute Plätze am Bugfenster. Wobei „gut“ relativ ist, denn auf der Fähre ist es laut, schlechte Luft und auch nicht sehr komfortabel. Das Restaurant liegt unterhalb der Wasserlinie und sieht nicht einladend aus.
Die Fähre braucht 1 1/2 Stunden bis zur Insel Flatley, wo sie kurz anlegt und dann nochmal 1Stunde bis Brjanslaekur auf den Westfjorden. Ich vertreibe mir die Zeit mit Schreiben und lesen, da es mir auf Deck zu kalt ist, um mich länger dort aufzuhalten. Wenigstens gibt es WLAN an Bord.
Wir erreichen den Anleger um etwa viertel vor 7. Zum Glück dauert das Entladen der Fähre nicht allzu lange. Ich gehe wieder zu Fuß und warte draußen, wo allerdings erst mal ein großes Chaos herrscht, weil jedes Auto erst mal seine Insassen einladen will. Im Gegensatz zu den meisten bin ich ein Stück weiter gegangen, wo man an einer Ausbuchtung besser halten kann ohne den Verkehr aufzuhalten. Das wäre aber nicht nötig gewesen, weil Peter als letzter kommt.
Unser nächstes Ziel „Hagi2“ ist etwa 8 km entfernt. Sie haben mir eine Wegbeschreibung geschickt mit Bildern, aber an dem Abzweig, den Google Maps vorschlägt, sind wir uns nicht so sicher. Da kommt uns ein Auto entgegen, hält und zeigt uns den Weg. Es ist ein deutscher junger Mann, der sagt, dass die Eigentümer gerade nicht da sind, aber wenn wir etwas brauchen sollen wir zu ihm kommen. Offenbar so was wie Work and Travel? Er kommt später auch nochmal vorbei um zu sehen, ob alles in Ordnung ist.
Unser Quartier ist ein kleines Häuschen für uns allein, nett eingerichtet mit Terrasse zum Meer hin. Bei dem grauen kalten Wetter aber nicht zu benutzen. Jedoch auch aus unserem „Wohnzimmer-Fenster haben wir einen schönen Blick. Leider heute grau in grau. Wir machen uns aus den gekauften Lebensmitteln ein Abendessen und genießen die Ruhe (ohne TV und WIFi). Es ist sehr gemütlich hier und alles sehr sauber und gepflegt. Bei dem Preis allerdings auch zu erwarten. Mit 4 Personen sollte man sich aber schon gut kennen, wenn man hier bleibt. Die beiden Doppelbetten sind recht schmal.

Samstag, 3.8.2019
Látrabjarg und Raudisandur
Leider ist es heute morgen auch wieder sehr kühl und ziemlich bedeckt. Wir machen uns gegen halb 11 auf den Weg zum Vogelfelsen Látrabjarg, nachdem wir uns ein paar Sandwiches für den Tag zurecht gemacht haben.
Nach 4 Kurven bricht die Sonne durch die Wolken – wie schön!
Auf dem Weg kommen wir an unserem heutigen Quartier vorbei, dem Guesthouse Hnjótur. Sehr begeistert sind wir vom Äußeren nicht. Zum Einchecken ist es eh zu früh. Deshalb fahren wir erst mal weiter.
Der Parkplatz Látrabjarg ist schon gut gefüllt, aber die Menschen verlaufen sich gut. Wir machen unzählige Fotos von den putzigen Puffins oder auch Lundis oder Papageientaucher genannt, die mit ihren Schnäbeln ein wenig an Papageien erinnern. Wir können uns gar nicht satt sehen an ihren tapsigen Bewegungen.


Wir laufen ein Stück die Klippen entlang und beobachten die anderen Küstenvögel, z. B. Möven und Seeschwalben, die halsbrecherische Flugmanöver zeigen und dabei einen ziemlichen Lärm machen. Sie wollen damit ihre Nester verteidigen.

Hier oben weht ein eisiger Wind, braucht schon etwas wärmere Kleidung. Nach 3 Stunden wollen wir uns erst mal aufwärmen und fahren Richtung Guesthouse. Alle Türen stehen offen, aber es ist niemand da. Wir schauen in die (ebenfalls offen stehenden) Zimmer und sehen unseren erste Eindruck bestätigt. Der Charme und die Enge alter Jugendherbergen, eine kaputte Toilette – nein, hier wollen wir nicht übernachten. Und das für 178€ pro Nacht! Wir fragen uns, woher wohl die guten Internetbewertungen stammen.
Wir fahren zum nahegelegenen Hotel Látrabjarg – und siehe da, wir bekommen ein schönes großes, sauberes Zimmer mit Bad und Superaussicht auf den Fjord für denselben Preis (inclusive Frühstück)! Schnell das andere stornieren (ging bei booking.com noch kostenlos) und zugreifen!
Am Nachmittag wollen wir dann noch das tolle Wetter ausnutzen und fahren die 39km zum Raudisandur. Eine Schotterstraße führt über einen Pass an diesen rötlich schimmernden Sandstrand. Mit der Schwarzen Kirche Saurbaejarkirkja und den dunklen Felsen ergibt er eine fotogene Kulisse. Da das French Café, das dort von 12-18 Uhr geöffnet hat, voll ist, setzen wir uns eine Zeit lang an den Strand (zum Schwimmen ist das Wasser allerdings zu kalt!).
Leider reicht die Zeit nicht mehr für einen langen Spaziergang und so beschließen wir, bei schönem Wetter morgen noch einmal wieder zu kommen.


Zurück im Hotel essen wir dort zu Abend (gut, aber sehr teuer!).
Noch lange sitzen wir mit einem Kaffee und Brennivin am Fenster und genießen die Aussicht. Leider zieht der Himmel sich langsam wieder zu.
Sonntag, 4.8.2019
Nochmal Raudisandur und Bilduladur
Welch ein Glück, dass wir die Unterkunft nochmal gewechselt haben! Wir haben gut geschlafen und heute morgen haben wir eine komfortable Dusche! Auch das Frühstück ist gut und entspannt machen wir uns um 10 Uhr auf den Weg, nachdem wir uns wieder ein paar Sandwiches gemacht haben.
Es ist zwar sehr bewölkt, aber dennoch fahren wir noch einmal über den Pass nach Raudisandur. Viele Autos kommen uns entgegen, die offenbar auf dem Campingplatz direkt am Strand übernachtet haben. Unten angekommen fahren wir jetzt zuerst mal nach links Richtung Melanes, wo der Campingplatz ist. Das ist der östliche Teil des langen Strandes. Wir laufen durch die Düne bis ans Wasser und am Strand entlang. Optisch könnte der rote Sand auch in der Karibik sein, aber das Wasser ist eisig. Und heute erinnern einen die Wolken daran, wo man ist. Hier in den Westfjorden gehen auch die Einheimischen gern an den Strand, wo sie aber laufen, spielen oder Sand-Skulpturen bauen (es gibt hier im Sommer sogar einen Wettbewerb dafür).

Zurück am Auto fahren wir wieder wie gestern nach Westen in Richtung Lambavatn. Heute steht die Flut dort, wo wir gestern noch gesessen haben. Um von hier jetzt zum Sandstrand zu kommen müssten wir weit laufen. Statt dessen trinken wir einen Kaffee im French Café, welches gerade aufmachte und noch leer ist. Jetzt kommt die Sonne raus und das Café füllt sich langsam.

Wir fahren schweren Herzens weiter. Zuerst durch Patreksfjördur, wo wir tanken, aber was ansonsten für uns nicht interessant ist. Wer gerne schwimmen möchte, der findet hier ein schönes Bad mit Blick auf den Fjord.
Der nächste Ort, Tálknafjördur, sieht irgendwie schöner aus. Wir fahren bis hinter den Ort ein wenig den Berg hoch, wo wir einen schönen Platz mit Aussicht über den ganzen Fjord für ein Picknick finden. Im Auto wohlgemerkt, denn draußen weht trotz Sonne ein eisiger Wind.


Über einen Pass geht es dann zu unserem heutigen Ziel: Bildudalur. Lange vorher sieht man den Ort malerisch unten am Arnarfjördur (Fjord) liegen. Im „Harbour Inn Guesthouse“ ist noch niemand anzutreffen, aber das kennen wir ja schon – vor 16/17 Uhr braucht man es nicht zu versuchen.
Wir fahren den Arnarfjördur bis fast zum Meer entlang. Es ist der zweitgrößte der Westfjorde und am Ufer erheben sich steile Berghänge. Es ist eine traumhaft schöne (sehr enge Schotter-) Straße. Wie Perlen an einer Schnur reihen sich goldgelbe Sandbuchten aneinander. Zusammen mit dem Grün der Hänge, dem türkisen Meer und dem jetzt blauen Himmel mit weißen Wolken kann man fast alle paar Meter stehen bleiben um zu fotografieren. Am Ende wird es wieder dunkler und Wolken fließen gleichsam die Hänge hinunter.



Dort ist auch ein „Museum“. Auf einer Tafel findet man Informationen darüber: Reste des Hofes Brautarholt werden dort gerade restauriert, in dem ein Künstler namens Samúel Jónsson (1884-1969) lebte und naive Figuren erschuf (Löwen z.B.). Eine kleine von ihm erschaffene Kirche steht daneben. Die Restaurierung erfolgt seit 1998 durch freiwillige Helfer unter der Leitung des deutschen Bildhauers Gerhard König. Es ist nicht so spektakulär, aber wohl durch die bekannte isländische Musikgruppe „Sigur Rós“, die dort einen Titel für ihren Film „Heima“ aufgenommen hat. 500 Kronen kostet der Eintritt.
Auf dem Rückweg sieht man nochmal alles aus einer anderen Perspektive und wir halten wieder an jeder Ecke an.
Gegen 17 Uhr sind wir wieder in dem Miniort Bildudalur und jetzt können wir unser Zimmer beziehen. Das Harbour Inn Guesthouse selbst ist wohl sehr alt und die Rückfront blättert ab, aber innen sieht es gemütlich aus und die Zimmer sind sehr gut und modern. Wir haben eins mit eigenem Bad und Blick auf den Hafen. Da es anscheinend die einzige Unterkunft hier ist, ist der Preis entsprechend hoch (190€).
Wir schlendern durch den Ort, wo im „Seemonstermuseum“ offenbar eine Kinderparty stattfindet und etwas weiter die Feuerwehr eine Art Schaumparty für Kinder veranstaltet. Wahrscheinlich will sie nur ein Tuch abspritzen, was die Kinder zum Anlass nehmen im Schaum herumzuspringen. Im Badeanzug, während wir 3 Lagen Outdoorkleidung anhaben…. Wir glauben, dass wir jetzt alle 168 Einwohner gesehen haben.
Das ebenfalls einzige urige Restaurant Vegamot ist gleich nebenan und offenbar ein Treffpunkt der Einheimischen. Das Essen (Burger, Fish and Chips hauptsächlich) ist sehr gut. Wir sitzen draußen auf der Terrasse und fühlen uns trotz wackelnder Stühle sehr wohl. Nach einem kleinen Spaziergang (in 20 Minuten ist man rum) gehen wir auf unser Zimmer und lesen, schreiben, antworten E-Mails (WLAN ist hier auch gratis). Wir hätten sogar einen Fernseher mit Netflix, aber wir haben nur mal reingeschaut, wie er funktioniert. Anscheinend sind wir „entwöhnt“.


Montag, 5.8.2019
Dynjandi und Isafördur
Wichtig: Man sollte wissen, dass heute hier Nationalfeiertag ist…
Nach einem Frühstück im Hotel fahren wir los Richtung Isafjördur. Bald schon hört die Asphaltiert-Straße auf und der Schotter beginnt. Wir fahren erst die 63 (Bildudalsvegur) und dann weiter auf der 60 (Vestfjardarvegur) über das Hochland und um den Arnarfjördur herum. Am Weg liegt der Hotpot Reykjalaug, wunderschön gelegen, recht groß mit Dusche, Wc und Umkleide – und kostenlos. Für Fans eine absolute Empfehlung, aber wir haben gerade im Hotel geduscht und so fahren wir weiter.


Am Dynjandi-Parkplatz treffen wir auf mehr Touristen und auch 3 Busse, aber es ist nicht überfüllt. Wir laufen den Berg hoch bis zum obersten, dem eigentlichen Dynjandi Fall. Es wird richtig warm. Leider scheint die Sonne für Fotos von der falschen Seite, aber es ist trotzdem ein imposanter Anblick, wie die Stufen ins Tal fallen. Die unteren kleineren Fälle sind mit Schildern kenntlich gemacht als Hundafoss, Hrisvadsfoss, Göngumannafoss und Strompgljúfrafoss. Auf Wikipedia findet man z.T. andere Namen und noch 2 mehr, aber das konnten wir nicht erkennen.
Da kein Bus auf uns wartet, setzen wir uns oben in die Sonne und genießen die Aussicht. Wieder unten angekommen ist Zeit für ein Picknick mit grandioser Rundumsicht auf den Wasserfall und den Arnarfjördur.



Vom DyJandi aus geht es wieder über einen Pass und eine Hochebene weiter und es zeigen sich nach jeder Kurve immer neue tolle Ausblicke. Wir fahren die (ziemlich holperige und für normale Wagen ungeeignete „Straße“ zum Sandafell Ausblick hoch. Aber da, wo der Weg nur noch aus Steinen und Felsen besteht, lassen auch wir das Auto stehen und gehen zu Fuß weiter. Von oben schaut man links auf den Arnarfjördur, den wir gerade umfahren haben und rechts auf den Dyrafjord und den unten liegenden Ort Pingeyri mit seinen weißen Häusern. In der Ferne glänzen Schneefelder auf den Bergen.

Kurz nach Pingeyri erreicht man den Vestfjardagöng, einen 10 km langen Tunnel mit einer Abzweigung in der Mitte und einem 3 km langen einspurigen Stück mit Ausweichbuchten. Etwas mulmig ist mir schon darin, aber es klappt gut. Dahinter sieht man schon Isafjördur am gleichnamigen Fjord, bzw. dem Fjordsystem Isafjardardjúp, das sich in viele kleine Fjorde unterteilt. Isafjördur liegt am Skutulsfjördur und ist quasi in diesen hineingebaut drumherum gibt es hohe Berge, durch die der Tunnel ging.

Wir checken ein im Hotel Isafjördur – direkt am Hafen gelegen. Obwohl dies ein richtiges Hotel ist, fanden wir die Guesthäuser besser. Hier haben wir Teppichboden (Allergie 😪) und die klassische Hoteleinrichtung mit wenig Charme. Aber es ist sauber und das Bett gut. Wir blicken aus unserem Zimmer im 5. Stock auf die Schiffe im Hafen. Das Wetter meint es immer noch gut und wir schlendern durch die Stadt. Wir wundern uns, dass heute, am Montag um 17 Uhr alles geschlossen hat und die Straßen menschenleer sind🤔.

Ich hatte mir für heute das Tjöruhúsid fürs Abendessen vorgenommen. Welche Enttäuschung, als man uns im Hotel sagte, dass alles ausgebucht ist. Von wem? Man sieht hier doch kaum einen Menschen. Wir laufen hin um für morgen zu reservieren und dort sagt man uns, für 7 Uhr seien noch 2 Plätze frei – es lohnt sich also manchmal, direkt vor Ort zu fragen.
Das Tjöruhúsid ist ein altes Haus, dass eher an eine Scheune erinnert und zum Maritim Museum gehört. Man sitzt mit vielen anderen an langen Tafeln und isst, was gerade an Fisch gefangen wurde – etwas anderes gibt es dort nicht – davon aber reichlich! In riesigen Pfannen bringen Sie nach einer extrem leckeren Fischsuppe verschieden zubereitete Fische herein. Bei uns z.B. Cod, Scholle, Heilbutt, Rotbarsch, Lanchsforelle (Arctic Trout) und einige Sorten, die ich nicht kenne. Dazu viele Sorten Salate ( auch aus Katoffeln, Gemüse und Obst. Man kann gar nicht alles probieren, sonst platzt man. Das Ganze kostet etwa 50€ pro Person, Getränke gehen extra.
Wir freuen uns, dass es doch noch geklappt hat und gehen nochmal zum Hotel zurück, nachdem wir gefragt haben, warum in der Stadt nichts los ist. Als er es erklärt, fällt es mir wieder ein: eine Art Nationalfeiertag ist am erste Montag im August – Kaufmannstag. Da haben alle, die im Dienstgewerbe arbeiten frei – bis auf Restaurants.
Deshalb ist das Lokal auch voll mit Isländern, die heute feiern, wie wir später feststellen. Neben uns sitzt aber ein älteres deutsches Ehepaar, offenbar aus Berlin, die schon seit Jahren zum Fischen hierher kommen. Interessant, was sie erzählen: sie haben ein Kontingent, was sie fischen dürfen, müssen aber alles außer dem, was sie sofort essen, abgeben. 20kg Fisch pro Person dürfen sie mit nach Hause nehmen – die müssen sie aber bezahlen. Sie arbeiten sozusagen aus Spaß für Island… Auf dem Hinweg hatte ich mir blöderweise den Fuß umgeknickt. Zurück im Hotel merke ich erst, wie dick der Knöchel ist und spüre den Schmerz. Das kann ich jetzt gar nicht gebrauchen! Ich hole Eis, kühle die halbe Nacht und hoffe, dass nicht wieder ernsthaft was verletzt ist!

Dienstag, 6.8.2019
Islands Geschichte und wilde Natur
Erstaunlicherweise habe ich gut geschlafen und hatte keine Schmerzen. Hoffnung kommt auf, dass es nicht so schlimm ist. Ich tape das Gelenk und ziehe feste Schuhe an. Aber bis Mittags humpele ich nur langsam hinter Peter her. In der Infostelle am Hafen haben wir uns ein paar Ideen geholt, was man machen kann ohne viel zu laufen. Ich hatte mir auch schon einiges zu Hause aufgeschrieben.
Zuerst fahren wir die gut 20 km um den Fjord herum nach Sundavik ins Arctic Fox Center. Eine nette kleine Ausstellung, ein Film über die Füchse und zwei lebende, die irgendwo als Jungtiere gerettet wurden. Das dauert aber nicht länger als eine Stunde und kostet 1200 Kronen pro Person (knapp 10€), die dem Unterhalt der Station dienen. Schön ist auch die Lage des Hauses – mitten zwischen hohen Bergen am Fjord.


Danach machen wir uns auf und fahren Richtung Bolungarvík, einem alten Fischerdorf. Dazu müssen wir durch den Óshlidargöng, einem weiteren 6km langen Tunnel, der zum Glück zweispurig ist.


Da das Wetter gut ist im Moment (außer dem eisigen Wind), fahren wir eine Schotterstraße hoch. Erst die Pjódolfsvegur (630) hoch bis zum Schild „Bolafjall“. Dort geht es hoch zu einem Aussichtspunkt. Was man dort sieht? Keine Ahnung. Kurz vor dem Gipfel hängen wir in den Wolken und sehen die Hand nicht vor Augen. Ganz gespenstig ist es hier, und kein Mensch außer uns. Also wieder zurück auf die 630 und weiter ins Tal fahren bis Skálavik – eine schöne Stecke. Ein weites Tal mit dunklen Bergen, über die die weißen Wolken fließen, Schneefelder Glitzern in der Sonne, kleine Häuser liegen verstreut, Schafe laufen überall frei herum und am Ende wartet ein tiefschwarzer Strand, auf den die Wellen mit weißem Schaum schlagen. Aber kalt ist es hier. 6 Grad zeigt das Thermometer, aber mit dem Wind fühlt es sich noch kälter an. Ich ziehe eine dritte Schicht über. Zwiebellook ist hier das einzig richtige!


Zurück in Bolungarvík besuchen wir das Ösvor Museum. Dort sind die alten Häuser einer ehemaligen Fischerstation aufgebaut, ein Fischerboot und viele Geräte, die man damals brauchte. Besonders bemerkenswert fand ich das „Wohnhaus“, in dem 8 Männer in 4 Betten das halbe Jahr schlafen mussten. Auch kann man einen Fischtrockenraum besichtigen, in dem uns neben anderen Trockenfischen auch der Gammelhai wieder begegnet. Hier endet die alte Straße am Fjord entlang, die man in einen Fußweg umgewandelt hat, nachdem der Tunnel gebaut war. Den hat man errichtet, damit der Fisch, von dem die Einwohner hier leben, bequemer zu jeder Jahreszeit abtransportiert werden konnte.

Im Eintrittspreis des Museumsdorfs war noch der Eintritt ins Naturkundemuseum enthalten, was wir uns dann noch anschauen. Viele Vögel, ein Eisbär, kleine Nager und Blauwalknochen – mehr als eine halbe Stunde braucht man nicht. Da wir bisher nur gefrühstückt haben, stärken wir uns im Einarshusid, einem Café in der Nähe des Museums. In der Nähe ist noch ein Supermarkt, in dem wir kurz noch unsere Vorräte auffrischen, dann geht es durch den Tunnel zurück nach Isafjördur.
Wir wollen im Husid auf der Hauptstraße zu Abend essen und ergattern den letzten Tisch. In guten, bekannten Restaurants empfiehlt es sich unbedingt zu reservieren. Auch hier essen viele Einheimische und das Essen ist sehr gut.

Mittwoch, 7.8.2019
Rund um den Isafjardadjúp
Der heutige Tag beginnt mit einem Klinikbesuch. Da mich alle bequatscht haben, meinen umgeknickten Fuß untersuchen zu lassen, da in Grönland einige Wanderungen anstehen, nutze ich die letzte Gelegenheit. Ich kann nur allen raten, die nach Island fahren, eine blaue internationale Versicherungskarte mitzunehmen – was immer das ist. Als Privatpatient hatte ich angefragt und es wurde mir gesagt, ich soll die Rechnungen wie immer einreichen, es gäbe keine ausdrückliche Auslandsversicherung. Mit so einer Karte bezahlt man etwa 50 Euro, ohne das zehnfache!!!!! So, und wofür? 10 Minuten Maximum um zu sagen, es sei nichts gebrochen oder gerissen – bzw „es gäbe keine Anzeichen dafür“. Geröntgt hat er nicht. Naja, jetzt sind alle beruhigt 😐
Um 10 können wir dann losfahren. Die Sonne scheint, aber es sind nur 8 Grad und es weht wieder ein eisiger Wind. Wir fahren die 61 entlang, die malerisch am Fjord vorbei führt. Wir passieren wieder Sundavik am Álftafjördur, wo wir gestern waren, dann um den Seydisfjördur und Hestfjördur bis nach Hvítanes, wo man eine Robbenkolonie besichtigen kann. Die Tiere liegen ganz nah am Ufer und manche ziehen eine richtige Show ab. Vorsicht, wenn man ihnen näher kommen will – zwischen den Steinen ist Wasser und ein Kind vor uns hat unliebsame Bekanntschaft damit gemacht. Außerdem soll man den Tieren nicht zu nah auf die Pelle rücken um sie nicht zu stressen.


Unterwegs sehen wir eine „Obstkiste“, aus der man sich unter Hinterlegung von 500 Kronen eine Packung Erdbeeren oder Heidelbeeren von der nahen Farm mitnehmen kann. Wir nehmen die Erdbeeren und fahren weiter.

Einen Kilometer weiter, schon am Skötufjordur, sieht man rechts die historische Ortschaft Litlibaer liegen, wo man die alten Grassodenhäuser (umsonst!) besichtigen kann und in dem alten Café wie in Omas guter Stube Kaffee mit Waffeln serviert bekommt – das natürlich nicht umsonst, aber sehr lecker!




Wir umrunden auch diesen Fjord und als wir wieder auf den Hauptfjord treffen, leuchten uns von gegenüber die Ausläufer des Gletschers Drangajökull entgegen. An einer schönen Stelle halten wir, um unser heutiges Picknick zu genießen. Jetzt noch ein Stück den Mjóifjördur hinein und dann biegen wir kurz vor der Brücke über diesen in die Schotterstraße nach Heydalur ein. Es ist jetzt schon nach 14 Uhr. Aber wir haben an so vielen Stellen zum Fotografieren gehalten, dass wir nicht gemerkt haben, wie schnell die Zeit vergeht. Immerhin sind wir nur 100 km weit gekommen.
Wir finden unser heutiges Ziel, das Heydalur Country Hotel, aber Achtung: Google Maps führt einen zum falschen Haus, man sollte unbedingt dem Wegweiser mit dem Bettensymbol folgen! Unser Zimmer ist eines der schönsten. Ein ebenerdiger Eckraum mit eigenem Eingang und Fenster zu zwei Seiten mit Ausblick auf die Berge. Das Zimmer ist wieder sehr modern eingerichtet, groß und ohne Teppich. Sehr schön! Eine schöne Sitzecke an den Fenstern gibt es auch. Auch reiten könnte man hier, sie haben eine Menge eigener Pferde, aber mit meinem Fuß und Meniskusschaden lasse ich das lieber.
Wir packen Badesachen ein und laufen erst ein wenig um das Gelände herum. Wir wollen eigentlich zum Nature Hotpool auf der anderen Flussseite, aber es gibt keine Brücke, man muss über große Steine balancieren, was mit meinem Fuß nicht so toll ist. Peter geht rüber zum schauen, aber er meint, der Pool sei sehr klein und die ganze Strecke nass zurück laufen – bei jetzt immerhin 10 Grad – ist auch keine angenehme Vorstellung. Also nehmen wir den Hotelpool, der in einem Gewächshaus ist, auch von einer warmen Quelle gespeist wird und der draußen noch zwei hübsche kleine mit Steinen umlegte Hotpots hat. Hier kann man sich wenigstens innen umkleiden und auch duschen. Ich bleibe lange in dem warmen Wasser liegen, genieße die Aussicht und unterhalte mich mit einem netten amerikanischen Paar. Da unser Zimmer nur ein paar Meter weiter ist, reicht ein umgelegtes Handtuch für den Rückweg. In unserer schönen Fensterecke trinken wir dan einen Kaffee (ist im Zimmer vorhanden) und essen unsere Erdbeeren.




Da es noch früh ist und die Sonne so schön scheint, fahren wir mit dem Auto nochmal zum Fotografieren um den Fjord – wer weiß, wie es morgen früh aussieht.

Danach ist Dinner im Hotel. Das Restaurant ist in einer umgebauten ehemaligen Scheune untergebracht und sehr urig und gemütlich. Wir haben einen schönen Tisch am Fenster und das Essen (Fisch – was sonst) ist sehr gut! Es gibt aber auch noch anderes Essen und auch vegetarisches, aber der Fisch ist hier immer am besten.
Zum Spazieren gehen ist es uns danach wirklich zu kalt und ich bin heute auch genug gelaufen. Lange sitzen wir noch in unserer Fensterecke und lesen, schreiben, sichern Bilder. Man könnte auch Fernsehen, wir sehen aber lieber in die Ferne durchs Fenster.

Donnerstag, 8.8.2019
Drangajökull und Laugarhóll
Im Hotel Heydalur gibt es wirklich ein bemerkenswertes Frühstück. Vor allem das selbst gebackene Brot ist super. Gut gestärkt fahren wir diesmal erst um halb 11 los. Von der schönen Unterkunft können wir uns kaum trennen. Wenn man das immer vorher wüsste, hätten wir hier 2 Tage gebucht statt im nächsten Hotel.
Wir fahren um den Isafjördur herum bis zum Drangajökull Outlook. Von dort sieht man den Gletscher, übrigens den einzigen der Westfjorde, wie er in die Kaldalón Bucht fließt. Schade, dass das Licht nicht so super ist heute, so kommt er auf den Fotos gar nicht so recht zur Geltung. Auch die Wale, die hier so oft sein sollen, tun uns nicht den Gefallen sich zu zeigen. Dafür bekommen wir im Steinshús auf der Strecke einen guten Kaffee und Waffeln mit superleckerer Konfitüre. Das bekommt man hier übrigens überall. Dazu wird noch Schlagsahne serviert.

Danach fahren wir zu unserer nächsten Unterkunft, dem Hotel Laugarhóll. Hier in der Mitte des Nichts wurde eine alte Schule zum Hotel umgebaut. Im Gegensatz zu dem Hotel gestern bietet das hier deutlich weniger. Viele würden es gemütlich nennen, aber in Anbetracht des Preis-Leistungsverhältnisses hatten wir deutlich bessere Quartiere. Die Zimmer sind klein und das Mobiliar alt. WLAN gibt es im „Wohnzimmer“. Allerdings sind die Möbel nicht sehr bequem. Da wir in unserem Zimmer nur einen Stuhl haben, müssen wir uns zwangsläufig dort aufhalten. Der größte Vorteil hier ist das große Schwimmbecken mit Wasser aus einer heißen Quelle. Der Besuch kostet jedoch auch für Gäste des des Hotels 500 Kronen pro Person. Der angeschlossene „Nature Hotpot“ ist so niedrig, dass man sich schon reinlegen muss, um unter Wasser zu sein, sonst wird es kalt.

Aber wir verbringen am Nachmittag einige Zeit dort, weil der Pool wirklich schön groß und warm ist. Und es ist schon nett, im warmen Wasser zu liegen und die Landschaft zu genießen. Danach laufen wir noch etwas ums Haus, wo man ein paar alte Grassodenhäuser betrachten kann, die jedoch sehr zerfallen sind und gerade restauriert werden sollen. Es handelt sich um das „Haus des Zauberers“. Die Gegend hat man immer schon mit Zauberei und Hexen verbunden (deshalb auch das Zauberer und Hexenmuseum im nahen Hólmavík). Der „von einem Bischof im 13.Jahrhundert gesegnete“ Badepool oberhalb (Gvendarlaug Hin Forna) soll heilende Kräfte haben, ist aber jetzt für Badende gesperrt und das Wasser wird in das Schwimmbad geleitet. Das Ganze ist wohl eine Art Museumsdorf, aber nicht sehr gepflegt. Die Infotafeln sind verblichen und kaum noch zu lesen. In der Lobby soll es Broschüren geben, die wir aber nicht finden. In der „Internatsturnhalle für verschiedene Aktivitäten“ hängt Wäsche über der Tischtennisplatte. Schade, ein interessanter Ort, aber nicht gut geführt.
Wir verzichten auf das Dinner für 4500 Kronen, 33 Euro, (Buffet, Nachtisch und Getränke kosten extra) und fahren an den Fjord, suchen uns einen schönen Platz und essen von unseren Vorräten, die wir bis Reykjavík verbrauchen müssen. Ein wenig vom Dinner bekommen wir trotzdem mit, weil sich der Essensgeruch durch das ganze Haus verbreitet.
Am Abend entscheiden wir uns dann noch, unsere letzte gebuchte Unterkunft zu stornieren, die schon nicht mehr in den Westfjorden liegt, um dann gleich nach Reykjavik zu fahren. Wir buchen dasselbe Hotel, in dem auch unsere Grönlandtour mit Wikinger Reisen beginnt, damit wir nicht noch einmal umziehen müssen. Wir haben dann noch einen Tag das Auto und können vielleicht noch Orte besuchen, die wir von unserer ersten Islandreise her kennen.
Freitag, 9.8.2019
Alte Heringsfabrik und Zauberkunst
Das Frühstück heute morgen war auch keine 3 Sterne wert, mit denen sich das Hotel schmückt. Fisch aus der Dose ist ja ok, aber man dürfte bei dem Preis hier erwarten, dass der dann auf einem Teller serviert Wirt wird und nicht in der angerissenen Konserve! Nutella, Butter und Honigdosen sahen nicht sehr appetitlich aus. Ziemlich vermatscht das ganze… Brot waren wir bisher immer sehr gutes gewohnt, hier nur Tost und kleine trockene Stückchen Schwarzbrot zum Hering. Für ein Preiswertes Guesthouse völlig in Ordnung, aber hier? Unser Fazit: Gästehäuser buchen, statt Hotels! Aber die Lage hier und der Pool werten es wieder auf.
Heute haben wir uns vorgenommen die Küstenstraße nach Djúpavík zu fahren. Eine wunderschöne Strecke, zwar nicht asphaltiert, aber gut zu fahren. Selbst bei dem heute nicht so guten Wetter bieten sich immer wieder neue Ausblicke und es sind ganz wenig Autos unterwegs. Zwei Wale ziehen an der Küste entlang, aber leider sehen wir wieder nur die Rücken- und Schwanzflossen. Wie bekommen andere nur die schönen Bilder mit springenden Walen?

Nach einer Stunde erreichen wir Djúpavík, das für seine alte Heringsfabrik bekannt ist. 1956 wurde sie geschlossen, weil die Heringsfänge immer spärlicher wurden. Jetzt ist sie allerdings ganz schön verfallen und das Schiff rostet vor sich hin. Das trübe Wetter unterstreicht noch einmal die ganz eigene Atmosphäre dieses Ortes und lässt einen förmlich spüren, wie schwer das Leben damals hier war. Das ehemalige Wohnhaus der Frauen, die hier arbeiteten hat man nun zum Hotel Djúpavík umgebaut. Es ist innen total gemütlich und Kaffee gibt es gratis! Das Stück Kuchen dazu schmeckt hervorragend, ist aber so teuer, wie auch anderswo.


Neben uns sitzt eine Gruppe verwegener, offenbar französischer Reisende, die mit Crossmotorrädern und einer Art Outdoorbuggies unterwegs sind. Sie sind ausgeräumt wie zu einer gefährlichen Polexpedition. Wir fragen uns, ob das zu dieser Jahreszeit hier nicht etwas überzogen ist, denn wir sind alle Straßen mit unserem normalen 4Wheel gefahren und Off-road ist hier verboten. Vielleicht nur cool – sozusagen das Kind im Manne (obwohl auch eine Frau dabei war).

Kalt ist es hier aber! Ein eisiger Wind pfeift uns um die Ohren. Und die Regenwolken hängen fast bis zum Boden. Ich erinnere mich an ein Buch, das ich über die Arbeit der Frauen hier in der Fabrik gelesen habe, was diese östlichste Ecke der Westfjorde genau so beschreibt. Und wenn man dann daran denkt, dass sie damals mit Wollhandschuhen den ganzen Tag mit den Händen im Wasser schuften mussten, freut man sich, dass man in der heutigen Zeit lebt und sich die Hände an einem heißen Kaffee wärmen kann.
Wir fahren die Strecke zurück und langsam bleiben die Wolken hinter uns und wir fahren in die Sonne. An unserem Hotel vorbei geht es dann diesmal in die andere Richtung nach Hólmavík. Dort besuchen wir das Museum Of Icelandic Sorcery & Witchcraft, dem Zauberer und Hexenmuseum. Ich hatte ja gestern schon davon berichtet, dass man hier viel mit Zauberei und (Aber-)glauben an Hexen zu tun hatte, wobei es hier überwiegend die Männer betraf. In dem Museum erfährt man ganz schön schräge Sachen, was man hier praktiziert hat, um zu wünschen zu zu verwünschen. Etliche sind dafür auf dem Scheiterhaufen hingerichtet worden. Am meisten beeindruckt hat mich die Geschichte der Leichenhose, die wohlhabend machen sollte aber auch ins Verderben führen konnte. Man musste einem Verstorbenen, der dem vorher zugestimmt hatte die Haut von dem Beinen im Ganzen abziehen und selbst anziehen 🙈. Ich hoffe, das Ausstellungsstück war nicht echt!

Ansonsten ist Hólmavík ein netter kleiner Küstenort mit Tankstelle, Supermarkt, Restaurant und sogar einer Vinibudin – so heißen hier die Läden, in denen man alkoholisches kaufen kann – und zwar nur wenige Stunden am Tag. Wir nehmen eine Flasche Wein mit und ein Bier, zusammen für über 2000 ISK – über 15 Euro – und es war der billigste Wein.

Zurück im Hotel stellen wir fest, dass Zimmerreinigung offenbar auch nicht zum Service des 3-Sterne Hotels für 170€ die Nacht gehört. Aber egal, wir hatten nichts schmutzig gemacht und Betten machen wir eben selbst.
Daraufhin gönnen wir uns erst mal wieder eine Runde im warmen Hotpool des Hotels. Da wir jetzt morgen schon nach Reykjavik fahren, müssen unsere Vorräte weg und so fahren wir zum Abendessen wieder an unsere schöne Stelle von gestern und machen ein Picknick. Diesmal sogar mit Wein.

Samstag,10.8.2019
Zurück nach Reykjavik
Um 9 Uhr fahren wir los. Das Wetter ist heute nicht schön. Noch eine kurze Pause in Borganes und um 15 Uhr sind wir schon am Fosshotel Lind in Reykjavik, unserem Quartier für heute und morgen als Beginn der Gruppenreise.
Unsere Rundfahrt durch die Westfjorde ist damit beendet. Ein paar Erkenntnisse als Nachtrag:
Wir sind alle Straßen problemlos gefahren. Bei gutem Wetter kann man sie sogar mit einen normalen PKW fahren, wie wir immer wieder gesehen haben, was aber mit dem Mietwagen nicht erlaubt ist. Man braucht einen, mit dem man auch F- Straßen fahren darf.
Die Gästehäuser sind fast durchgehend empfehlenswert, vor allem Heydalur hat uns besonders gut gefallen.
Die Temperaturen schwanken extrem von T-Shirt-Wetter bis Winterjacke und das oft an einem Tag.
Gute feste Schuhe sind von Vorteil.
In Restaurants in Isafjördur sollte man reservieren, ansonsten ist man oft der einzige Gast.
Tanken sollte man, wenn sich die Gelegenheit bietet, oft weite Strecken lang keine Tankstelle zu finden ist.
Was ich anders machen würde:
In der Nähe von Látrabjarg kann man auch noch einen Tag mehr gebrauchen. Statt 2 Tage in Laugarhóll würde ich eher 2 Tage in Heydalur bleiben und einen Reitausflug unternehmen.
Die Fähre ist nicht unbedingt die beste Wahl, vor allem, wenn man schlechtes Wetter hat. Man spart kaum Zeit zum Landweg.
In Reykjavik machen wir erst mal einen Stadtbummel. Wir haben die Stadt vor drei Jahren schonmal ausführlich erkundet. Ein eisiger Wind pfeift durch die Straßenschluchten und wir hangeln uns von Laden zu Laden, reservieren im Caruso am Hafen einen Tisch für heute Abend und gehen nochmal in die Harpa, das große Konzerthaus mit der markanten Glasfassade. Wir kaufen uns eine warme Mütze und so ausgestattet setzen wir den Stadtbummel fort. Schade, unser Stammlokal UNO heißt jetzt anders und sieht auch anders aus. Wir gehen auf ein Guiness in den „English Pub“ am Platz vor dem Parlament. Hier scheint die Sonne genau hinein und es ist windgeschützt, so dass wir sogar ohne dicke Jacke draußen sitzen können. Zudem kostet das Bier zur Happy Hour nur die Hälfte. Richtig warm ist es hier. Das ändert sich, als wir wieder Richtung Hafen zum Restaurant gehen. Zum Abschluss trinken wir noch einen Wein im Café de Paris – leider diesmal ohne Happy Hour Rabatt.
Sonntag, 11.8.2019
Letzter Tag in Reykjavik
Wir wollen heute noch etwas unternehmen, was wir noch nicht kennen. In der Nähe von Hveragerdi, etwa 40 km von Reykjavik entfernt, liegt ein „Lavacave, Raufarhólshellir genannt, in den man mir Guide einsteigen kann. Die Idee hatten heute, am Sonntag aber noch viele andere, so dass wir bis 13.30 Uhr warten müssen. In der Zeit fahren wir nach Hveragerdi zum Frühstücken. Da es unser damals so gern besuchtes Lokal Kjöt og Kúnst nicht mehr gibt, sondern offenbar nur noch ein Ableger davon, längst nicht so gemütlich, Earth Cooking für Gruppen anbietet (steht am Eingang), nehmen wir das Café am Ortseingang beim Bonus Supermarkt. Ist zwar ein Selbstbedienungsladen, aber das Gebäck schmeckt gut.
Wir drehen mit dem Auto noch eine Runde über Eyrarbakki und Porlákshöfn und machen einen kurzen Spaziergang auf dem Damm, wo wir aber fast weggeblasen werden.
Die Tour durch die Lavahöhle finden wir aber sehr gut. Der Guide erklärt unterhaltsam in gut verständlichem Englisch und unsere Gruppe ist sehr klein. Vor allem das Erlebnis in völliger Dunkelheit ohne einen Laut in der Höhle zu stehen fasziniert mich. Und ja, wirklich: kein Display leuchtet auf und keiner gibt einen Mucks von sich, das habe ich noch nicht erlebt. Die Stille hält sogar noch an, als der Guide seine Kopflampe anmacht. Das Ganze ist zwar auch recht teuer (50€ pro Person), aber wir haben es nicht bereut.
Der Abend ist noch kälter als gestern, und so halten wir es trotz Wärmelampe nicht lange im Pub aus und gehen früh essen. Wir probieren das ehemalige ONE aus, das jetzt Fjallkonan heißt und werden nicht enttäuscht. Diesmal gehen wir danach sofort ins Hotel zum (Um-)packen, denn morgen früh geht es nach Grönland.





