
Es bringt ja nichts sich in Coronazeiten im Kanadafernweh zu verlieren. also sucht man in der Heimat nacht Aktivitäten, die Spaß machen. Eine davon ist sicher das Paddeln auf der Niers, einem Fluss am Niederrhein.
Weihnachten 2017 habe ich einen Gutschein von meinem Mann geschenkt bekommen über eine kombinierte Rad- und Kajaktour auf der Niers. Aus irgendwelchen Gründen hatten wir es bisher nicht geschafft, dieses Vorhaben anzugehen. Entweder waren wir im Urlaub außerhalb Deutschlands oder das Wetter spielte nicht mit oder ich war verletzt.
Bevor der Gutschein abläuft (nach 3 Jahren bei Maydays) habe ich also einen Termin vereinbart. Die Wetteraussichten waren gut, alle gesund und trotz Ferien in NRW waren noch genügend Plätze frei. Wahrscheinlich sind momentan alle an der Ostsee…
Auch ein Hotelzimmer in Goch für 2 Nächte ist schnell gefunden. https://tagungshotel-goch.de
Meine erste Wahl – ein Hausboot an den Bislicher Seen
( https://www.hausboot-niederrhein.de ) – war leider ausgebucht.
Obwohl wir nur 90 Minuten etwa fahren müssen wollten wir ein paar gemütliche Tage verbringen und nicht nach einem anstrengenden Tag noch über die A3 durch den Kölner Ring nach Hause fahren.
Der Donnerstagmorgen beginnt sehr vielversprechend. Strahlend blauer Himmel und keine Verkehrsstaus angesagt. Um 9 Uhr machen wir uns auf den Weg. Wir wollen auf dem Hinweg noch den Archäologischen Park in Xanten besichtigen, welcher um 11 Uhr aufmacht. Onlinetickets haben wir uns schon mal besorgt, um nicht wieder mal vergeblich vor der Tür zu stehen wie bei der Seehundstation in Norddeich. Wegen der Coronapandemie ist die Besucherzahl begrenzt und es haben auch nicht alle Ausstellungsteile geöffnet (wie überall). Dafür kostet das Ticket aber auch nur die Hälfte. 5Euro pro Person finde ich eine fairen Preis.
Kurz vor 11 Uhr sind wir auf dem noch relativ leeren Parkplatz am Eingang Stadtmitte. Es hat sich schon eine kleine Schlange gebildet. Mit Onlinetickets kann man diese jedoch umgehen.
Der Park ist sehr groß und die Besucher verlaufen sich schnell. Wir haben uns angewöhnt antizyklisch vorzugehen. Da wir nicht gefrühstückt hatten, schlendern wir zuerst durch das Amphitheater zur Kaffemühle, um im Schatten gemütlich etwas zu essen. Kaum einer ist hier und wir genießen die Ruhe bei Currywurst und hervorragendem Kaffee und Kuchen.
Als sich das Café zu füllen beginnt, setzen wir unseren Rundgang durch die Ausstellungsteile fort. Das Römermuseum ist jetzt relativ leer (viele sind nun zum Essen in der Mühle…). Wir müssen etwa 10 Minuten draußen anstehen bis wir hineindürfen. Immer wenn jemand rauskommt, kann wieder jemand rein. Natürlich mit Maske. Das ist hier wie überall: Maske auf – Maske ab, aber wir haben uns damit abgefunden, da es uns doch einen Teil von Aktivitäten wieder möglich macht. Wir ärgern uns eher über die aggressiven Verweigerer, die manchmal massiv und provozierend auftreten und anderen den Spaß verderben. Zum Glück gibt es die hier relativ wenig.
Am Nachmittag besuchen wir noch das Städtchen Xanten, dessen Dom man von der Mauer des Römerparks aus schon von weitem sehen kann.
Auf dem Marktplatz ist jetzt richtig Betrieb und wir bekommen gerade noch einen Platz im Schatten im Eiscafé Theatro auf dem Marktplatz. Die Tische stehen zwar relativ weit auseinander (kommt auf die Definition von 1,50m an), aber abgewischt wird hier nichts, geschweige denn desinfiziert. Da ich vorgesorgt habe, erledige ich das schnell selbst bevor wir uns dort niederlassen. Der Kellner bringt uns allerdings als erstes das Datenerfassungsblatt.
Bei Eis und Espresso fühlen wir uns mit den Palmen in Töpfen ein wenig wie im Süden und können für eine Weile die momentan erforderlichen Maßnahmen vergessen.
Gegen 16.30 Uhr fahren wir die paar Kilometer zu unserem gebuchten Hotel „De Poort“ in Goch. Es liegt genau am Rand der Fußgängerzone und trotzdem sehr ruhig in einer Nebenstraße. Leider bekommen wir nicht das Zimmer so, wie es in meiner Bestätigung steht, nämlich mit Balkon. Im Nachhinein erweißt sich das jedoch als nicht so wichtig, da erstens den ganzen Tag die Sonne auf der Balkonseite steht und zweitens eine Fußball-Nachwuchsmannschaft von Fortuna Düsseldorf dort wohnt, die (obwohl sehr diszipliniert!) doch manchmal etwas lauter beim Kommen und Gehen sein könnte. So beziehen wir also unser ruhig gelegenes Eckzimmer und schauen uns im Hotel etwas um. Nach dem heißen Tag zieht mich der schöne Pool in der 2. Etage magisch an und ich beschließe eine Runde zu schwimmen. Auch hier Hygienemaßnahmen und Eingangsbeschränkungen, aber außer mir ist keiner da. Das Wasser ist herrlich kühl und erfrischend (nicht so ein warmes Badewasser wie in den meisten Hotels) und der Pool groß genug, um wirklich schwimmen zu können. Die Sauna ist allerdings sehr klein und es gibt nur eine Duschkabine, was mich momentan nicht stört. Sauna hatte ich den gefühlt den ganzen Tag und in der Dusche bin ich ja allein. Zum Trocknen setze ich mich noch ein Paar Minuten auf die Badterrasse in die Sonne bevor ich zurück gehe um mich für’s Abendessen fertig zu machen.
Es sind wirklich nur wenige Schritte bis zur Fußgängerzone und auch ohne reserviert zu haben bekommen wir in einem Jugoslawischen Restaurant einen der letzten Tische im Außenbereich. Kurz nach uns waren alle Tische belegt (und das schon vor 18 Uhr!). Bei Wein und Fleischspießen beobachten wir das Treiben auf den Straßen.
Anschließend noch ein kurzer Spaziergang an der Niers entlang in der Abendsonne und ein Wein auf der Hotelterrasse, wo das Abendessen der anderen Gäste sich dem Ende neigt. Die Fußballmannschaft sitzt noch ruhig an zwei langen Tischen, bevor sie den geordneten Abzug antreten – vorbildlich von den Trainern angeleitet mit Maske. Wir freuen uns über Jugendliche, denen offenbar doch noch Werte vermittelt werden. Nachlässig in Punkto Hygienemaßnahmen treffen wir hier nur auf einige der sogenannten Risikogruppe der „Best-Ager“ (Ach ja, wir gehören ja auch zu dieser Gruppe, auch wenn wir uns oft noch nicht so fühlen…).
Die Nacht wird unruhig, aber dazu kann das Hotel nichts. Wir haben das Fenster offen gelassen und das Licht hat die Mücken angezogen, die an mir in der Nacht ein Festmahl halten, welches ich selbst im Yukon noch nie erlebt habe. Selber schuld…
Susmühle Goch Garten des De Poort
Der Freitag beginnt genau so sommerlich. Wir frühstücken im Hotel. Hier finde ich es das erste Mal wirklich blöd. Wir sind ohnehin nicht so begeistert vom Buffetessen, aber hier muss man jetzt jedesmal die Hände desinfizieren, Abstand beachten (Striche auf dem Boden) und Maske aufsetzen um sich etwas zu holen. Das macht keinen Spaß. Da werde ich lieber am Tisch bedient und habe nicht so viel Auswahl. Ansonsten ist die Qualität des Frühstücks gut (Rührei, Speck, Obst, Müsli, Aufschnitt, Fisch, viele Brotsorten…).
Wir packen unsere Sachen für die Paddeltour und tragen mehrere Schichten Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor auf – das wird ein sonniger Tag!
Viel zu früh (11 Uhr war angesagt) sind wir am 8 km entfernten Treffpunkt der „Freizeitexperten Goch“. https://freizeitexperten.de
Dieser liegt bei der Gaststätte „Jan An De Fähr“ in Weeze
https://www.janandefähr.de
Leider kommen die Veranstalter schon mal 15 Minuten zu spät.
Die Einweisung für die Radtour ist äußerst dürftig und ziemlich unverständlich, das Kartenmaterial nicht gut. Der Typ hätte eigentlich nur sagen müssen: Das ist das Zeichen des Radwanderwegs Niers, folgt den Zeichen in Richtung Schloss Wissen und dann nach Kevelaer.

Statt dessen eine lange Erklärung im Schnellsprechwettbewerb : …bis zum Bauernhof,… um den Sportplatz,…Pappelallee… usw. Kein Mensch kann das behalten! Das fängt ja schon mal gut an!
Die Räder sind auch nicht der Hit, Helme gibt es nicht. Naja, 16 km werden wir damit schaffen und wir haben ja noch Google Maps und ein Garmin dabei. Mit deren Hilfe und einmal fragen finden wir Schloss Wissen.
Allerdings haben wir keine Zeit, uns das näher anzuschauen.
https://schloss-wissen.de
Dort steht auch am Ufer der Niers jemand der „Freizeitexperten“, weil es auch eine Tour bis dort gibt. Der ganze Ausflug ist mit 4 Stunden angegeben. Jetzt ist es aber schon nach halb 1 und wir müssten noch bis Kevelaer, wo der Zielpunkt für 13 Uhr festgelegt ist. Mit der Wegbeschreibung ein Wagnis.
Wir fragen, ob wir nicht ab hier mit dem Kanu fahren können, was problemlos möglich ist. Dieser junge Mann gibt sich mehr Mühe und erklärt den Rückweg besser (auf der Niers kann man sich aber auch nicht mehr verfahren – es gibt ja keine Alternativen).
Jetzt beginnt der wirklich schöne Teil des Tages. Wir gleiten in unserem Kajak auf dem langsam fließenden spiegelglatten Wasser stromabwärts. Die Füße im Wasser und entspannt zurücklehnen und in den knallblauen Himmel schauen – einfach herrlich!
Man muss jedoch auch manchmal paddeln, weil man sonst zu langsam ist. Kaum jemand begegnet uns. Unter schattigen Weiden lassen wir uns treiben und genießen die Kühle. Man hört nur ein leises Plätschern, Vogelstimmen und das Rauschen des Windes in den Bäumen. Selbst ein einziges „Partyboot“, welches wir passieren, ist nach 100m nicht mehr zu hören.
Fast 3 Stunden lassen wir uns Zeit. Und dabei sind wir nicht mal vom geplanten weiter entfernten Startpunkt Kevelaer aus losgefahren. Dort wo wir eingestiegen sind hätte man übrigens Umtragen müssen, weil man nicht durch das Wehr fahren kann.
Also das mit den 4 Stunden insgesamt ist schon sehr sportlich gerechnet. Wenn man gemütlich fahren möchte und vielleicht sogar eine Pause machen will oder baden, sollte man unbedingt mehr Zeit einplanen!
Am Ziel ziehen wir das Boot einfach ans Ufer – es wird später abgeholt. Das ist äußerst praktisch. Der schattige Biergarten des Restaurants Jan An De Fähr lädt noch auf ein Weißbier und Radler ein.
Trotz des etwas unglücklichen Anfangs war es ein gelungener Tag.
Das Abendessen nehmen wir diesmal auf der Terrasse unseres Hotels zu uns. Allerdings verzichten wir nach den Erfahrungen von heute morgen auf das ungemütliche Buffet und suchen uns etwas aus der sehr übersichtlichen à la Carte Auswahl aus. Es gibt Suppe, Steak, Salat mit Früglingsrollen, Schnitzel oder Schweinefiletspitzen. Steak und Salat und auch die Tomatensuppe sind gut. Als Nachtisch noch ein Espresso und zum Ausklang einen Wein.
Heute Nacht lassen wir besser das Fenster zu bis wir das Licht ausmachen.
Nach einem ähnlichen Frühstück wie gestern packen wir unsere Sachen und fahren nach Hause, wo wir schon um 11 Uhr wieder ankommen. Samstagmorgen ist auch der Kölner Ring nicht verstopft.
Endlich aufs Kanu Entspannung pur Weeze in Sicht Anleger Jan An De Fähr Biergarten Jan An De Fähr
Fazit:
Die Tour auf der Niers kann ich absolut empfehlen, würde aber beim nächsten Mal ein eigenes Rad mitnehmen und mir die Strecke vorher selbst genauer anschauen und eine Karte oder Navi mitnehmen. Oder nur paddeln und mit dem Taxi zurück. Wer es ganz sportlich will, kann auch beide Strecken paddeln, da es nicht viel Strömung gibt.
Ein relativ preiswertes Vergnügen für einen ganzen Tag.